Hoyerswerda, Wohn- und Schreibort von Brigitte Reimann

In der Stadtbibliothek Hoyerswerda, die schon seit längerem den Namen Brigitte Reimann trägt, gibt es einen neuen Erinnerungsort für Schriftstellerin, nachdem die ihr gewidmete Begegnungsstätte in Hoyerswerda  schließen musste.
Für Karin Großmann, Redakteurin der Sächsischen Zeitung im Ressort Feuilleton, war der 50. Todestag von Brigitte Reimann Anlass, diesen Ort zu besuchen. Ebenso war sie interessiert, die Originaldokumente von Brigitte Reimann, die 2022 im ehemaligen Wohnhaus der Schriftstellerin gefunden wurden, höchstpersönlich in Augenschein zu nehmen zu dürfen. Ihr Bericht darüber wurde am 17.02.2023 in der Sächsischen Zeitung veröffentlicht.
Am Abend ihres Besuchs las die Redakteurin im Schloss Hoyerswerda zum Thema: „Alle lesen, was alle lesen - Der deutsche Buchmarkt“.
Herzensangelegenheit ist Karin Großmann das Überleben des Erzählens von Geschichten, das ein Grundbedürfnis des denkenden und fühlenden Menschen ist. Dazu gehören Bücher ebenso wie Hörbücher oder auch Comics, es sind alle, mit einem weniger schnellen Verfallsdatum als eine Zeitung. Das erfordert das Weiterbestehen von Verlagen, Buchhandlungen, Bibliotheken und Buchmessen. Die Grundlage dafür schaffen wir alle, indem wir Bücher kaufen und lesen.
Der deutsche Buchmarkt ist ein Wirtschaftsunternehmen wie jedes andere, doch mit einem nicht wägbaren Risiko am wirtschaftlichen Erfolg. Die wichtigsten Partner für einen Verlag sind die Autoren. Ein Autor heute hat Anspruch auf 10% vom Buchpreis. Die wenigsten von ihnen können davon leben, von einem Mäzen finanziert zu werden, das war im 19. Jahrhundert. Für den Broterwerb arbeiten deshalb viele Autoren nebenher in unterschiedlichen Bereichen, machen Werbung in eigener Sache in den sozialen Netzwerken, fahren zu unzähligen Lesungen, arbeiten gelegentlich als Stadtschreiber oder haben das Glück, einen Literaturpreis zu gewinnen.
Doch wo bleiben die übrigen 90% vom Buchpreis? Die großen Verlage, wie Suhrkamp oder Fischer, beschäftigen Lektoren, prüfen die eingereichten Manuskripte, geben Hinweise und beraten die Autoren persönlich. Ihr Motto, es ist keine Kunst Bücher zu schreiben, Kunst ist es, Bücher zu verkaufen. Das nun wiederum kommt dem Autor zugute. Bekannte zeitgenössische Autoren, nur wenige, wie Juli Zeh oder Daniel Kehlmann, haben meist bei kleinen Verlagen begonnen und wurden dann bei großen Verlagen zum Bestseller-Autor, ohne finanzielle Sorgen können Sie nun weitere Bücher schreiben.
Doch wie geht es weiter, wenn das Buch gedruckt ist? Die Druckerei liefert die Bücher an den Großhandel, dort sind Vertreter am Werk, die den kleinen Buchhändlern, ebenso wie den großen Buchhändlerketten oder Warenhäusern, die Bücher vorstellen und den Verkauf vorbereiten. Zu den Verlagskosten gesellen sich nun noch Werbekosten, Transportkosten, Medienbeiträge aller Art, das Drucken von Katalogen mit Begleittexten und, und, und…
Nicht zu vergessen, auch ein Zusatzsortiment an kleinen Geschenkartikeln wird den Buchhändlern angeboten, es hilft ihnen zu überleben, dies sollten wir nicht gering schätzen.
Heute erscheinen in Deutschland pro Jahr etwa 60 bis 70.000 Bücher, den Überblick zu behalten ist schwierig. Karin Großmann besucht deshalb in ihrer Eigenschaft als Redakteurin und Literaturkritikerin die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, schaut sich Kataloge mit Neuerscheinungen an und wählt aus. Ihre Kritiken, bekennt sie, sind logischerweise subjektiv geprägt, in ihnen ist ihr ganzes Literatur-Leben eingeschlossen, das wiederum macht einen guten Kritiker aus.
Was Karin Großmann als lesenswert mit auf den Weg gibt, sind Neuerscheinungen von: Daniel Glattauer „Das spürst du nicht - Urlaub in der Toskana“, Robert Seethaler „ Das Café ohne Namen“, Maja Lunde „Der Traum von einem Baum“, Irina Liebmann „Die große Hamburger Straße“, Christian Buckard „Die Weltgeschichte des rasenden Reporters - Egon Erwin Kisch“, Christoph Hein „ Unterm Staub der Zeit“, Daniel Kehlmann „Die Vermessung der Welt“ und andere. Na dann, viel Spaß beim Lesen beim Kauf von Büchern.