Wir trauern um Gerhard Wolf (1928-2023)

006Am 7. Februar 2023 verstarb der Schriftsteller Gerhard Wolf in Berlin.
Gerhard Wolf
wurde 1928 in Bad Frankenhausen geboren. Er war Lehrer, Lektor. Literaturkritiker, Verleger und freier Autor. Er lebte und arbeitete viele Jahre in Berlin mit seiner Ehefrau Christa Wolf (1929-2011), 60 Jahre lang waren beide als Schriftsteller tätig.
Sicher hätte Martin Schmidt gern einen ganz persönlichen Nachruf für Gerhard Wolf geschrieben, was nun nach seinem Tod im Januar 2023 nicht mehr möglich ist. Doch wir können nachlesen, was Gerhard Wolf über seine Begegnungen in Hoyerswerda schreibt.
In dem Essay „Die Freundschaft zwischen Brigitte Reimann und Christa Wolf“, ist zu lesen: „Näher miteinander bekannt werden Christa Wolf und Brigitte Reimann im Oktober 1963, als man sie zu einer gemeinsamen Delegationsreise nach Moskau schickt. Christa, mit den dortigen Verhältnissen schon vertraut, …amüsiert sich über die Eskapaden der jüngeren reizvollen Brigitte, in die sich die jungen Männer stante pede verlieben…
Ihre intensive gegenseitige Freundschaft beginnt erst eigentlich Jahre später mit dem Briefwechsel 1968/69, und ich kann mich rühmen, ihn mit veranlasst zu haben, weil ich Christa von meinem Aufenthalt in Hoyerswerda ausführlich erzählte, wo ich in dem Kunstverein, den Martin und Helene Schmidt leiteten, gelesen hatte und auch Brigitte Reimann in ihrer Wohnung besuchte. Brigitte, die mir als Person ungemein gefiel, und vor allem imponierte mir, wie sie selbstbewusst und couragiert mit ihrer Krebsoperation umging.“ Der Briefwechsel zwischen den beiden Schriftstellerinnen wurde 1993 unter dem Titel „Sei gegrüßt und lebe“ vom Aufbauverlag herausgegeben.
Jahre später, 2018, schreibt Gerhard Wolf eine Laudatio für „Die Dichterin Rόža Domašcyna - Unter einem gewaltig mildtätigen horizont“ : „Es ist eine gute Wahl, diesen Sächsischen Literaturpreis an Rόža Domašcyna in Hoyerswerda zu überreichen. Die Stadt im Zentrum der Braunkohlenindustrie, einzige Möglichkeit, die DDR mit der lebensnotwendigen Energie zu versorgen… Stadt der Brigitte Reimann, die hier ihre „Ankunft im Alltag“ fand, um dann die aus dem Sand errichteten genormten Plattenbauten in Protest und Prosa aufs Korn zu nehmen. In Hoyerswerda gab es den Freundeskreis von Arbeitern und Ingenieuren, den Martin und Helene Schmidt leiteten, in dem kritische Schriftsteller auftreten konnten, wie man es sonst im Lande kaum fand. Ich erwähne das, weil man das heute nur zu gern vergisst.“
Damit Gerhard Wolf ebenso wenig vergessen wird wie die Tätigkeit des Hoyerswerdaer Kunstvereins unter Martin Schmidt, bemüht sich heute ein Freundeskreis in Hoyerswerda auch weiterhin um die Vermittlung von Literatur und Kunst in der Stadt. Der Freundeskreis wird in der Stadt ein ehrendes Andenken für Gerhard Wolf bewahren. Wir trauern um ihn.

 

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