Hoyerswerda-Autorin in der Ferne besucht

Freundeskreis des ehemaligen Hoyerswerdaer Kunstvereins besucht Literaturzentrum NeubrandenburgBerührungspunkte und gemeinsame Interessen geben dem Leben Sinn. Deshalb lud der Freundeskreis des ehemaligen Hoyerswerdaer Kunstvereins zu einem Besuch in das Brigitte-Reimann-Literaturhaus nach Neubrandenburg ein.
Denn an drei verschiedenen Orten wird heute an die Schriftstellerin Brigitte Reimann(1933-1973) erinnert, in Burg bei Magdeburg, dem Ort von Kindheit und Jugend, in Hoyerswerda, dem Ort, an dem die meisten ihrer Bücher geschrieben wurden und in Neubrandenburg, ihrem letzten Wohnort, an dem der Nachlass seit vielen Jahren fachmännisch in ihrem ehemaligen Wohnhaus gepflegt wird.
Das Anliegen des Freundeskreises ist es vor allem, das gesammelte Wissen um Brigitte Reimann für die Jüngeren interessant zu erhalten. So war es wichtig, mit Kerstin Noack von Schloss und Museum Hoyerswerda und mit Mladen Vukovic, dem Leiter der Hoyerswerdaer Stadtbibliothek, das Literaturhaus in Neubrandenburg gemeinsam zu besuchen. Liebevoll empfangen von der Leiterin des Hauses, Erika Becker und von Bernd Wolfgang Hawel, dem Geschäftsführer der Brigitte Reimann-Gesellschaft, der aus Fleckeby an der Schlei angereist war. Er pflegt auch sehr gute Kontakte zu Burg und den dortigen Mitgliedern der Gesellschaft. Mit beiden entstand in guten Gesprächen eine vertraute Teamwork-Atmosphäre; es wurde klar, gute Literatur muss gepflegt und von Generation zu Genration weiter gereicht werden, und das von möglichst vielen Akteuren.
So ist es für alle ein perfekter Anlass, im Jahr 2023 den 90. Geburtstag von Brigitte Reimann würdig und lebendig zu gestalten. Das Lebendige zu betonen liegt vor allem Bernd Wolfgang Hawel am Herzen, weil genau das ein wichtiger Aspekt im Leben der Reimann war, warum soll nicht einmal in ihrem Sinn auch gefeiert werden neben dem Lesen ihrer Texte? Und Erika Becker ergänzt durch einen Hinweis auf das Musische im Leben der Bücherschreiberin, warum nicht einmal Texte von ihr gesanglich im Stil der Zeit zu Gehör bringen? Es gibt also viele Ideen für dieses Jubiläum.
Einen kleinen Vorgeschmack bietet schon in diesem Jahr die Brigitte-Reimann-Bibliothek in Hoyerswerda, da wird am 21. Juli 2022, dem 89. Geburtstag der Autorin, das Reimann-Kabinett feierlich eröffnet, welches innerhalb von Hoyerswerda umziehen musste und nun ab Juli im Rahmen eines Bibliothek-Besuchs jederzeit zu besichtigen ist. Angela Potowski steht dann auch wieder für Reimann-Spaziergänge zur Verfügung. Herr Vukovic hofft, dass er eine engagierte Mitarbeiterin aus seinem Team für die Brigitte-Reimann-Gesellschaft gewinnen kann und er ist bereit, in seiner Bibliothek eine Wander-Ausstellung über das Schriftstellerheim Petzow zu zeigen, die Herr Hawel vermitteln wird.
Von besonderem Interesse war für den Freundeskreis aber auch das Archiv des Literaturhauses in Neubrandenburg. Es berührt ungemein, wenn man in den von Hand geschrieben Tagebüchern der Brigitte Reimann einen Eintrag liest, der zu ihren schönsten Bekenntnissen gehört. Sie will unbedingt ihren Roman „Franziska Linkerhand“ zu Ende bringen und schreibt unermüdlich unter Schmerzen weiter. Tagebuch vom 6.5.1970: „Die Küchenszene will mir nicht gelingen… Der Zauber beginnender Liebe vergisst sich wie ein Schmerz, er ist nicht mehr vorstellbar. Leider muss ich empfinden, wenn ich schreibe.“ Der Text ist gut leserlich, alle Seiten ohne Korrekturen, geschrieben in Berlin-Buch, auf der Krebsstation, nach dem Bestrahlen mit der „Kobalt-Kanone“, was sie nur mit großen Mengen Cognac ertragen konnte. Man muss eine Weile innehalten.
Alles in allem ein guter Tag für die Literatur und für die Enthusiasten.

Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswerdaer Tageblatt

Ehemaliges Wohnzimmer von Brigitte-Reimann in dem nach ihr benannten Literaturhaus NeubrandenburgBlick aus dem Wohnzimmerfenster im Literaturhaus NeubrandenburgBrigitte-Reimann-Literaturhaus Neubrandenburg

 

 

 

 

 

 

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