Fast nicht enden wollender Beifall

Die Johanneskirche erlebte ein Konzert mit direktem Zugang zu Herz und Seele

Konzert in der Johanneskirche Hoyerswerda am Buß- und Bettag, dem 17.11.2021.Es ist sicher nicht arg übertrieben, wenn man behauptet, dass das Konzert am Buß- und Bettag das schönste Konzert war, das jemals in der Hoyerswerdaer Johanneskirche zu Gehör kaum. Die Stille und der fast nicht enden wollende Beifall zum Schluss könnten das durchaus bestätigen.
Ein war ein gut ausgewähltes Repertoire der Musik von Bach und Beethoven, das so harmonisch miteinander verflochten schien, das man fast eine gemeinsame Komposition zu hören glaubte, die Vorwegnahme von Dramatik, Kontrast und individueller Wahrnehmung in der Kirchenmusik Bachs, eine Musik, die seiner Zeit in hohem Maß voraus war und die in Beethovens „Messen“ aufleuchtet und zu „melodischer Expansion“ bis hin zur Perfektion geführt wird.
Zu hören waren von Johann Sebastian Bach die Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ und von Ludwig van Beethoven die „Messe C-Dur“. Ausführende waren der Oratorienchor Hoyerswerda unter Leitung von Johannes Leue, die Ephoralkantorei Löbau-Zittau unter Leitung von KMD Christian Kühne, der auch dirigierte, die Neue Lausitzer Philharmonie und die Solisten, Christiane Gebhardt, Kerstin Auerbach, Samir Bouadjadja und Florian Hartfiel.
„Wachet auf, ruft uns die Stimme“ ist ein bekannter Choral, der nun von Bach zu einer Kantate erweitert wird, mit Chören, Arien und mit Rezitativen.
Die Wächter hoch auf der Zinne ermahnen zu Klugheit und Vertrauen auf das Kommen Jesu, dessen Ankunft versprochen ist, das Wann ist ungewiss, die Freude bei der Ankunft deshalb enthusiastisch. Diese Handlung verwandelt Bach in Töne. Der Eigangschor „Wachet auf…“ rüttelt wirklich wach, Chor, Solisten und Orchester „rufen uns mit hellem Munde“ in den herrlichsten Variationen, als Untermalung ist immer wieder die Choralmelodie in lang gezogenen Tönen zu hören, das ergreift die Zuhörer zutiefst. Erstaunlich auch immer die einzigartige Orchestrierung bei Bach, kraftvolle Blechbläser, dunkle Oboen und ein Violinsolo, das von Konzertmeister Wasilij Tarabuko so lieblich vorgetragen wird, wie es der Empfang im himmlischen Saal erfordert.
Fast nahtlos schließt sich musikalisch Beethovens Messe C-Dur an, von der man sagt, sie sei nur der Vorläufer seiner Missa solemnis. So frisch wie die Messe C-Dur an diesem Abend vorgetragen wurde, kann man kaum glauben, dass es noch einen Steigerung geben könnte. Johanne Leue schreibt dazu, dass Beethovens Gestaltungsprinzip ein aktive Zuhören als eine überkonfessionelle Andachtsform regelrecht einfordert. Vielleicht war es ein Glücksfall, dass in Corona-Zeiten nur ein kleiner Chor auftrat, es entstand der Eindruck einer einzigen kraftvollen Stimme aus allen Agierenden.
Das Glaubensbekenntnis, das der Musik zugrunde liegt ist ein katholisches, wird aber durch Beethovens Genialität zu einem Glaubensbekenntnis nicht nur für Gläubige. Die Teile der Messe, Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei, verschmelzen zu einer musikalischen Dichtung, bei der Chor, Orchester und Solisten meistens gemeinsam agieren, die Sehnsucht nach Frieden sichtbar wird und die Hoffnung auf Erbarmen für unsere Schuld und für unseren Egoismus. Die meisten Sätze schließen mit einem „Amen“, das Beethoven so vielfältig variiert, laut und leise, melodisch und skandiert, dass es noch lange in Herz und Sinne der Zuhörer nachklingen wird.

Aufstellung Orchester und Chor (wegen Corona-Pandemie) verteilt auf Haupt und Seitenschiff. Hauptschiff vorrangig Orchester und Solisten.Konzert Johanneskirche am 17.11.2021. Aufstellung Chor und Teile des Orchesters im Seitenschiff.Konzert Johanneskirche am 17.11.2021.

 

 

 

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