Ein Leben zwischen tiefem Glauben und Anfeindung- Jochen Klepper (1903-1942)

Ein Vortrag von Erich Busse

Erich Busse für seinen Vortrag zu Jochen Klepper mit viel Beifall und Blumen bedankt. 2020 Hoyerswerdaer KunstvereinWenn sich Erich Busse zu dem Theologen, Schriftsteller und Journalisten Jochen Klepper äußert, kann das Publikum einen Vortrag erwarten, der genaue geschichtliche Daten vermittelt, aber auch eine sehr persönliche Sicht auf Denken und Handeln diese außergewöhnlichen Mannes entsteht, die die Herzen berührt.
Jochen Klepper wurde in Beuthen ( Bytom) an der Oder geboren, das heute zu Polen gehört. Der Vater war Pfarrer und erzog seine Kinder im Sinne Luthers und im Sinne der Herrnhuter Brüdergemeine. Klepper besuchte das Gymnasium in Glogau, studierte in Erlangen und Breslau Theologie, wird aber wegen seiner schwächlichen Konstitution nie als Pfarrer arbeiten. In Breslau lernte Klepper das moderne, gebildete Judentum kennen. Mit Harald Poelchau, dem späteren Gefängnispfarrer im nationalsozialistischen Widerstand und religiösen Sozialisten, wohnte er unter ärmlichen Verhältnissen im Konvikt in Breslau. Mit Poelchau verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Während einer Kur in Bad Saarow begegnet Klepper Hermann Schlingensiepen, der ihn stark prägt. Schlingensiepen  setzt sich später für verurteilte NS-Verbrecher ein, „denn sie sind nicht allein schuld, wir alle haben zugesehen, wir alle sind mitschuldig an den Verbrechen.“ Auch Reinhold Schneider gehört zu den Persönlichkeiten, mit denen Klepper sich eins fühlt im Denken.
Klepper arbeitete als Journalist und Schriftsteller. Allgemein bekannt wurde er mit dem Roman „Der Kahn der fröhlichen Leute“, in dem er seine Kindheit und Jugend an der Oder lebendig werden lässt. Ebenso wurde sein späterer Roman „Der Vater“ ein Erfolg, er thematisiert den Konflikt zwischen Friedrich II. und seinem Vater, König Friedrich Wilhelm I, „eine Kritik an der Regierung Friedrich Wilhelms, aber keine Verherrlichung des Heutigen!“ Der Roman wurde ebenfalls ein Bestseller und sorgte für das Überleben der Familie.
Denn 1931 hatte Jochen Klepper die jüdische Witwe Johanna Stein geheiratet, die zwei Töchter mit in die Ehe brachte. Kleppers Mitgliedschaft in der SPD, eine jüdische Frau und seine ablehnende Haltung zum Staat wurden ihm zunehmend zum Verhängnis. Seine Arbeitsstelle beim Rundfunk wurde ihm gekündigt, seine Stelle beim Ullstein-Verlag ebenfalls, der Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer kam einem Berufsverbot gleich. !940 wurde Klepper als Soldat verpflichtet, 1942 als „wehrunwürdig“ entlassen.
Die ältere Tochter Brigitte konnte noch vor Ausbruch des Krieges nach Schweden ausreisen. Für die jüngere Tochter Renate drohte die Deportation. Klepper sprach am 9. und 10. Dezember 1942 persönlich bei Eichmann vor, um ein Ausreisevisum für Renate nach Schweden zu erwirken. Das wurde ihm verwehrt. Ihm selbst wurde Zwangsscheidung angedroht, was auch für seine Frau Johanna Deportation bedeutet hätte.
In der Nacht darauf, zum 11. Dezember 1942, nahm sich die Familie in ihrem Wohnhaus, Berlin Nikolassee, das Leben. Seinen Nachlass hatte Klepper vorher bei seinem Nachbarn, Dr. Phil. Hans Karbe, in Sicherheit gebracht.
Das letzte, was Jochen Klepper nieder geschrieben hat, findet man später am Sterbeort:
“Wir gehen heute nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des Segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.”
Neben den erwähnten Romanen hat Jochen Klepper weitere Biografien und Erzählungen geschrieben, ein umfangreiches Werk an theologischen und humanistischen Schriften hinterlassen und viele Kirchenlieder gedichtet, die seine aufrechte Haltung im Glauben an Gott und an die Menschlichkeit zum Inhalt haben.
Nachzulesen ist das auch in seinen Tagebüchern, die unter dem Titel „Unter dem Schatten deiner Flügel“ von seiner Schwester, Hildegard Klepper, im Jahr 1956 herausgegeben wurden.
Im September 2020 sollte ursprünglich im heutigen Bytom, ehemals Beuthen, die Einweihung der restaurierten Marienkirche mit einer Festmusik von Johannes-Leue zu „Jochen Klepper“ gefeiert werden. Wegen „Corona“ leider verschoben.

 

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