Dr. Siegfried Foelz, Schmochtitz, spricht über den Denkweg bei Karl Jaspers (1883-1969).

Dr. Foelz und Martin Schmidt

Dr. Foelz war zum wiederholten Mal Gast im Kunstverein. Seine Themen sind die philosophischen Denkwege in allen Jahrhunderten. Es ist eine Freude, Dr. Foelz zuzuhören, denn er gibt jedem Philosophen, den er vorstellt, genügend Raum, um dessen Denkwege zu würdigen, er findet an jedem das ganz Besondere und Einmalige heraus. Wau! - möchte man fast sagen, wenn es sich nicht gerade um Philosophie handeln würde, vornehmer klingt da eher das lateinische admirabilis est, es ist bewundernswert. 
Und so leuchtet auch die Person Karl Jaspers bei Dr. Foelz in einem ganz besonderen Licht. Karl Jaspers, bei dem sich der Lebensweg sehr konsequent aus dem ergibt, was Philosophie darstellen könnte: ein Wagnis, das das Leben trägt. Jaspers geht davon aus, dass das konkrete Leben in der Philosophie sichtbar gemacht werden muss und dass Philosophie nicht außerhalb des Lebens stattfindet, dass eine „philosophische Religion“ das Grundbedürfnis aller Menschen ist, gleich welcher Religion oder Weltanschauung sie angehören, selbst Atheisten halten an Seinsdefinitionen fest, die sie glauben und nicht wissen.
Das persönliche Leben Jaspers wird überschattet vom Nationalsozialismus. Er wird von der Universität Heidelberg vom Lehrbetrieb ausgeschlossen, weil er sich nicht von seiner jüdischen Frau trennen will, er wird mit Publikationsverbot belegt und sollte noch im April 1945 in ein KZ verbracht werden. Da die amerikanischen Truppen bereits am 30.März nach Heidelberg vorrückten, kam es nicht mehr dazu.

Karl Jaspers

Das Kriegsende forderte geradezu heraus, die Schuldfrage neu zu stellen. Jaspers, der inzwischen wieder in Heidelberg lehrte, beschreibt drei Kategorien der Schuld, die kriminelle, die von Gerichten beurteilt wird, die politische, deren Sühne den Siegern vorbehalten bleibt und die moralische Schuld. Wie kann man mit moralischer Schuld leben, wer kann moralische Schuld vergeben? Wie weit bestimmt der einzelne über sich und in die Gesellschaft?
In seinem 3-bändigen Hauptwerk „Philosophie“ geht er all diesen Fragen nach. Er sieht die Philosophie nicht als eine Wissenschaft neben anderen Wissenschaften an, sondern als Weltorientierung und Existenzerhellung, als das Umgreifende, das nicht definierbar ist. Die Philosophie bleibt ein Wagnis; das Fragen nach dem Sinn des Lebens wird zum Lebensinhalt.
Karl Jaspers stirbt 1969 als schweizerischer Staatsbürger in Basel. Er verlässt Deutschland, weil er als politisch denkender Mensch Demokratie anders gestalten will als das im Nachkriegsdeutschland auf beiden Seiten der Elbe geschieht.

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