Ein Konzert der kleinen, aber feinen Superlative
Bereits zum 25. Mal initiierte die Pianistin Heidemarie Wiesner ein "Besonderes Konzert zur Jahreswende", das in Bautzen, Hoyerswerda, Berlin, Leipzig und Lübben zur Aufführung kam. Das Besondere daran ist, dass hervorragende Solisten der Kammermusik jeweils in wechselnder Beseztzung mit Heidemarie Wiener musizieren. Zu Gehör kommen Werke der klassischen Musik und zeitgenössische Stücke sorbischer Komponisten.
Man hatte fast den Eindruck, dass das diesjährige Konzert unter dem Motto "Alle guten Geister" einen weiteren Höhepunkt innerhalb der ohnehin schon besonderen Konzerte darstellte.
Am Klavier strahlt Heidemarie Wiesner eine souveräne Ruhe aus, ist virtuos und kraftvoll, sensibel und melodisch zugleich zu hören und bildet jeweils den Mittelpunkt des kleinen Orchesters.
Elise Elvers wird sehr geschätzt für ihre einfühlsame Art, auch zeitgenössische Stücke auf Viola oder Violine zu interpretieren, was bei der Wiedergabe der ungewöhnlichen Klangelemente neben einer sensiblen Musikalität ein perfektes handwerkliches Können voraussetzt. Als Cellistin zeigt die bulgarische Cellistin Linda Mantcheva, wie aus Musikerin und Instrument ein einziger klingender Körper wird, der andere Instrumente perfekt begleitet, aber auch solistisch ein Wort mitzureden hat. Last not least war Stephan Gähler als Tenor mit Johan Sebastian Bachs Hirtenlied und Liedern von Robert Schumann und Beethoven zu hören, gab aber auch Liedern von Ulrich Pogoda und Jan Cyž in Uraufführungen ein disharmonisch-harmonisch warmes Tempre. Ulrich Pogoda vertonte eigens für dieses Konzert das Gedicht "Die Tage" von Gertrud Kolmar, die 1943 in Auschwitz ums Leben kam. Berührender Text von "Tagen, die einsam ihre Stühle suchen, sich verhüllen, aufstehen und fortschreiten", die Komposition verstärkt den Text nur sehr behutsam.
Ebenso gab es eine Uraufführung von Jan Cyž zu einem Gedicht von Jurij Wuschansky, "Das Rot des Pfirsichs", eine Bejahung des Lebens im Einfangen des Augenblicks in Sonne und Regen, dem die Komposition, mal spröde und mal lieblich folgt.
Linda Mantcheva begeisterte das Publikum als Solistin in einer "Bulgarischen Suite" für Cello und Klavier des Komponisten Pantscho Wladigeroff, klassische Passagen werden zeitgenössische interpretiert und zaubern auf beinahe mystische Weise eine erstaunlich schöne Klangwelt.
Immer häufiger ist Heidemarie Wiesner auch als Komponistin tätig. Mit einem "Requiem" ehrte sie den 2019 verstorbenen Komponisten Heinz Roy; ein Trio für Klavier, Violine und Cello, im Dialog mit der Stimme von Stephan Gähler. Die Komposition wurde vom Publikum besonders herzlich aufgenommen, zumal Themen aus Roys Werken, Glaube, Liebe, Hoffnung, immer wieder anklangen. Der Tanzpädagoge und und Nyckelharpa-Spieler Gregor Gliem moderierte mit jugendlichen Charme in Deutsch und Sorbisch nach Texten von Dr. Peter Jarchov, Berlin.
Den Abschluss bildete das "Geistertrio" von Ludwig van Beethoven, das dem Konzert den Titel gab, was aber auch auf die vielen Sagengestalten verweist, die im Sorbischen lebendig gehalten werden und auf einen besonders weltoffenen und zugleich bodenständigen Geist, der die neue Musik der sorbischer Komponisten prägt. Das wurde durch das Publikum enthusiastisch bestätigt.