Mit "Shalom" wünscht man Gesundheit, Sicherheit, Frieden und Ruhe

GrenzgängeR-Gespräch mit Eva Gruberová (*1968) und Helmut Zeller(*1955) zu ihrem Buch "Taxi am Shabbat " beim Hoyerswerdaer Kunstverein. Moderation Mirko Schwanitz.

Helmut Zeller, Eva Gruberová, Mirko Schwanitz, von links.Eva Gruberová, rechts, beim Hoyerwerdaer Kunstverein in der Reihe Grenzgänger-Gespräche der Robert-Bosch-StiftungSeit mehr als fünf Jahren gibt es beim Hoyerswerdaer Kunstverein eine Gesprächsreihe mit jungen Autoren, die vorwiegend gesellschaftliche Themen der letzen Jahrzehnte vorzugsweise aus Osteuropa künstlerisch verarbeiten. Unterstützt wurden diese mit einem Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung Bonn. Nun ist es etwas Besonderes, wenn man einem Schriftsteller begegnen kann, der für seine Visionen brennt und leidenschaftlich sein eigenes Werk vorstellt. Erleben konnten das an vielen Abenden die Besucher beim Kunstverein, jeweils aber auch Schüler in den Gymnasien der Stadt, die interessiert zuhörten und kluge Fragen stellten. Für Wohl und Wehe der Autoren sorgte der Berliner Journalist Mirko Schwanitz, der gut vorbereitet alle Lesungen begleitete, immerhin 26 an der Zahl.
Wenn man davon ausgeht, dass nur das im Gedächtnis der Menschheit erhalten bleibt, was die Literatur aufbewahrt, war diese Gesprächsreihe eine gute Investition für Jung und Alt. Näher gebracht wurden vor allem die Länder des Balkan, Russland, die ehemaligen Staaten der Sowjetunion und China. So vielfältig wie die Länder waren auch die Themen, aber eines hatten alle gemeinsam, ein verantwortliches humanistisches Anliegen für die Erde, die gefährdet ist, gefährdet durch uns.
Den letzten Abend dieser Gesprächsreihe gestalteten Eva Gruberová und Helmut Zeller mit einer Lesung zu ihrem Buch "Taxi am Shabbat". Eva Gruberová studierte an verschiedenen Universitäten Philosophie und arbeitet heute in der KZ-Gedenkstätte Dachau als Bildungsreferentin. Helmut Zeller ist Journalist der Süddeutschen Zeitung. Gemeinsam schreiben sie Bücher zur Erinnerungskultur des Judentums in Europa.
Sie besuchten die "letzten Juden" in Osteuropa, die wenigen von Millionen, die den Holocaust überlebten. Sie suchten und besuchten sie in Prag, Budapest und Bratislava, in Weißrussland, Litauen, Polen und in der Ukraine. Der Leser wird mit allem konfrontiert, was den Juden in den letzten 80 Jahren widerfahren ist, der millionenfache Mord, begangen von Deutschen, oftmals unterstützt von den eigenen Landseuten, die Zeit nach dem Krieg unter sowjetischer Herrschaft, als religiöses Leben nicht erwünscht war und geahndet wurde und die Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion, da in den nunmehr selbständigen Ländern des ehemaligen Ostblocks das Judentum nicht mehr zur neuen nationalen Identität gehört.
In dieser Gesamtheit hinterlässt das Buch Betroffenheit und Scham, vor allem Ohnmacht vor den neu entstehenden antisemitischen Tendenzen, die auch hier in Deutschland empfindlich zu spüren sind.
Um so eindringlicher wirken die Berichte, weil hier von Eva Gruberová und Helmut Zeller in einer sehr ruhigen, sorgfältigen Sprache wiedergegeben wird, was Juden in einem Altersheim in Bratislava erzählen oder auch nur vergessen wollen oder wie jüdische Kinder in einem Waisenhaus in Odessa leben. Im polnischen Lubin erfahren sie, dass die Erinnerungskultur in Polen vielerorts unterstützt wird, jede Mitschuld an den Verbrechen des Holocaust aber ein Tabu ist.
Zu lesen ist von Litauer Bürgern in Kaunas, die ein Massengrab von 4.000 Juden, die 1941 von Deutschen unter Mithilfe von litauischen Bürgern erschossen wurden, zu einer Gedenkstätte umbauen wollen, eher Ablehnung als Unterstützung erfahren.
Es scheint so, als wäre die jüdische Begrüßung "Shalom - Friede sei mit" dir, in Vergessenheit geraten.

Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswerdaer Tageblatt

 

 

 

 

 

 

 

 

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