Das geschriebene und das gesprochene Wort

Der Kunstverein liest im Rahmen des Projektes Altstadt-Boulevard der KuFa.

Heidrun Dietrich und Helene Schmidt lesen im Rahmen des Projektes Boulevard-Altstadt in Hoyerswerda, von links.Was Dichter über Hoyerwerda und die Lausitz schrieben, ist eine vielseitige, manchmal auch kontroverse, sehr individuelle Sicht. Eine Auswahl davon hatte Helene Schmidt für eine Lesung im Rahmen des Projektes Altstadt-Boulevard Hoyerswerda getroffen. Gemeinsam mit Heidrun Dietrich wurden die Texte sehr professionell zur Freude des Publikums im Hofrestaurant der alteingesessenen Fleischerei Sinapius vorgetragen.
Das geschriebene Wort wurde durch das Lesen zum lebendigen, sinnlichen Bild. So war die sehr berührende Geschichte vom "Modernen Spatenstich" des damaligen Journalisten und späteren Dichters, Jurij Koch, zur Grundsteinlegung von Hoyerswerda-Neustadt einerseits ein Aufbruch in ein modernes Zeitalter des Bauens von Wohnungen in kürzester Zeit, andererseits hört man auch ganz deutlich die Klagelaute der Kiefern, die notwendigerweise gefällt werden mussten. In diese unfertige neue Stadt lässt Brigitte Reimann ihre "Franziska Linkerhand" mit Träumen von einer modernen Architektur kommen und konfrontiert sie mit dem vom Kran bestimmten Stadtplan, mit denen, die Haus und Acker verloren haben und mit der sorbischen Kultur, mit alten Bäuerinnen in ihren Trachten, die in einer ihr unbekannten Sprache reden.
Über sorbische Bräuche und sorbisches Leben hört man Texte von Johann Kasper und Gedichte von Kito Lorenz. Günter Grass fällt in seiner "Begegnung mit Hoyerswerda" ein durchweg abwertendes Urteil über die Stadt: "Will da nicht hin. Hasse diese Gegend, immer schon... Also nichts gegen den Kulturbund in Hoyerswerda, aber alles gegen die Gegend hier."
In dieser Gegend zu Hause gewesen, und zwar vor langer Zeit, ist Konrad Zuse, der Vater des Computers. Er war neben seinem Beruf als Bauingenieur auch Künstler. Seine Gymnasialzeit in Hoyerswerda beschriebt er so: "Ich war in der Obertertia , als mein Vater Oberpostmeister in Hoyerswerda wurde. Zur Abwechslung kam ich nun auf ein modernes Reform-Real-Gymnasium... in Hoyerswerda gab es endlich auch eine technische, eine technisierte Umwelt... die großen Abraumförderbrücken gaben mir eine erste Vorstellung von einem automatisierten technischen Zeitalter... Meine Zeichnungen aus dieser Zeit- es waren vor allem Karikaturen - füllen ganze Mappen. Unser Zeichenlehrer Bracki gehörte bereits der Generation an, die sich für moderne Malerei interessierte, insbesondere des Expressionismus..."
Zum Schluss kommt Gerhard Gundermann zu Wort, der Hoywoy als blasse Blume auf Sand beschreibt, seine Stadt trotz alle Brüche, trotz ihrer lauten und staubigen Vergangenheit als schönste Stadt im Land besingt, weil er sich nicht ablenken lassen will von grauen Fassaden, sondern hinter die Fassaden schauen will und den Menschen ins Gesicht.
Den Zuhörern hat der Blick der Dichter auf ihre Stadt gefallen, reichlich Stoff zum Nachlesen und Nachdenken .

 

 

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