Literatur zeigt Schülern das Leben in anderen Länder
Junge Menschen an Weltliteratur und deren Autoren heranführen ist dem Hoyerswerdaer Kunstverein seit jeher wichtig. Deshalb hatte er vor wenigen Tagen Dr. Irmtraud Gutschke aus Berlin eingeladen, die zuerst Zehntklässlern des Lessinggymnasiums und später Erwachsenen ihr neues Buch "Das Versprechen der Kraniche" vorgestellt hat. Darin erzählt sie über Leben und Werk des weltbekannten kirgisischen Schriftstellers Tschingis Aitmatow, der 2018 seinen 90. Geburtstag und den 10. Todestag beging. Dr. Irmtraud Gutschke hat ihn öfter persönlich getroffen und auch seinen Geburtsort Scheker, ein kleines Dorf im Norden Kirgistans besucht.
Die Beziehung begann 1969, als die Anglistik- und Slawistik-Studentin Irmtraud Gutschke Tschingis Aitmatows Erstling "Dshamilja" auf russisch gelesen hat. Sie war so beeindruckt von den Bildern dieser fremden Welt, die in ihrem Kopf entstanden, dass sie danach fast unter ein Auto gekommen wäre, hat sie den Schülern erzählt. Aitmatow lernte im Elternhaus kirgisisch als Muttersprache und russisch, seine spätere literarische Sprache. Die Großmutter erzählte ihm Märchen und Mythen seiner Heimat, in der die Menschen noch wie in alter Zeit als Nomaden mit ihren Tieren auf die Sommerweiden ins Hochgebirge gezogen sind. Dem Autoren wurde dieses Wissen später Grundstock seines Schreibens, sagte Dr. Irmtraud Gutschke, die 47 Jahre beim "Neuen Deutschland" Literaturredakteurin war. In den 1950er Jahren studierte Aitmatow am Maxim-Gorki-Literatur-Institut. Seine erste Erzählung "Dshamilja" (1958) machte den 30jährigen international bekannt, weil der französische Autor Louis Aragon darüber eine viel beachtete, sehr gute Kritik verfasst hat. Schon 1963 hatte Aitmatow den "menschheitlichen Blick" gefunden und arbeitete fortan als Schriftsteller, Politiker und später auch Diplomat für das Miteinander aller Menschen, erfuhren die interessierten Schüler von Dr. Irmtraud Gutschke.