Gerhard Gundermann und Brigitte Reimann hätte es gefallen

Die Besuchergruppe an der Liselotte-Herrmann-Straße in HoyerswerdaDer Verein "Helle Panke e.V." aus Berlin besuchte unter Leitung der Geschäftsführerin, Birgit Pomorin, Hoyerswerda. Anlass war das 750 jährige Bestehen der Stadt, der Film "Gundermann" von Andreas Dresen und die Stadt der "Franziska Linkerhand". Das führte zu Gerhard Gundermann und Brigitte Reimann, die beide zu den prägenden Persönlichkeiten der letzten 50 Jahren gehören. Begegnet sind sie sich wahrscheinlich nicht, aber sie haben Vieles gemeinsam.
Brigitte Reimann lebte von 1960 bis 1968 in Hoyerswerda und Gerhard Gundermann kam erst 1967 als Kind hierher. Brigitte Reimann lebte als freischaffende Schriftstellerin, die neben der klassischen Musik auch Jazz und Rock liebte und natürlich gute Texte. Die kritischen Texte Gundermanns zum Zeitgeschehen und seine ganz persönlichen zu Leben und Sterben hätten ihr sicher gefallen. Ebenso hätte ihr gefallen, dass man sich immer mehr für ihre Bücher und Tagebücher interessiert und zu diesem Zweck nach Hoyerswerda vor ihr ehemaliges Wohnhaus in der Herrmann-Straße und in die ihr gewidmete Begegnungsstätte kommt, wo Martin und Helene Schmidt, sowie Angela Potowski über sie erzählen und aus ihren Büchern lesen.
In Hoyerswerdas Liselotte-Herrmann-Straße kann man Brigitte Reimann und Gerhard Gundermann noch heute begegnen. Eine Gedenktafel weist an Haus Nr. 20 auf Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann hin, das heutige Jugendklubhaus "Ossi", auf der anderen Straßenseite, wurde in den 60er Jahren auf Drängen von Brigitte Reimann bei "höchster Instanz" eingefordert und diente ab den 70ern Gerhard Gundermann und seiner "Brigade Feuerstein" als musikalisches Zuhause. An der Gedenktafel am Haus ist ein Text Gundermanns zu lesen: lieben, streiten, denken, haß / das war egal / wir brachen auf und brachen ein / das war egal / warn alle nur tropfen aufn heißen stein / das war egal - hier in hoywoy.
Die Reisegruppe hatte am Vormittag in Begleitung von Reinhard Ständer und Bernd Caesar Langnickel, ehemaligen Weggefährten Gundermanns, das Industriedenkmal "Energiefabrik Knappenrode" besucht. Die Gäste waren angetan von der sehr persönlichen Führung durch die Zeit, als die Arbeit in den Tagebauen, Brikettfabriken und Kraftwerken um Hoyerswerda die Region prägte: Schwerstarbeit, verbunden mit Schmutz, und extremer Hitze in den Brikettfabriken oder extremer Kälte in den Tagebauen, auch im Tagebau Spreetal, der die berufliche Heimat des Baggerführers und Sängers Gerhard Gundermann war. In der Lesung von Brigitte Reimanns Texten hören die Gäste später vom "schwarzen Schnee", als Wind aus den Tagebauen in Richtung Hoyerswerda die Landschaft schwärzte. Zum Programm der Gäste gehörte danach auch der Besuch des Grabes von Gerhard Gundermann auf dem Waldfriedhof in Kühnicht.
Viele interessante Gespräche gab es am Rande des offiziellen Programms. manche waren nur wegen der Lieder von Gerhard Gundermann gekommen, andere wiederum nur wegen Brigitte Reimann. Bernd Caesar Langnickel war einst im Singeklub mit Gundermann tätig , wohnt jetzt in Berlin, ist Filmemacher und Journalist und will mit einem Vortrag zu seinen vielfältigen Aktivitäten nach Hoyerswerda kommen. Die ehemalige Theaterpädagogin am Theater Senftenberg, Clara Dyck, führte einst gemeinsam mit Angela Potowski Schüler an Literatur und Theater heran, sie kannte aus ihrer Zeit in Senftenberg auch Martin Schmidt und den Hoyerswerdaer Kunstverein.
Ein Tag, der trotz Kälte und Nieselregen für die Besucher hoffentlich ein erfreulich erhellender war.

Mit feundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswerdaer Taegblatt.