Messe h-Moll von Johann Sebastian Bach - ein herausragendes Meisterwerk.
Ein Wagnis in Hoyerswerda, aber ein gelungenes.
Ausführende: Kantorei Löbau, Oratorienchor Hoyerswerda, Neue Lausitzer Philharmonie
Solisten: Christiane Gebhardt (Sopran), Mi-Seon Kim (Mezzosopran), Kerstin Domrös (Alt), Hardy Brachmann (Tenor), Florian Hartfiel (Bass)
Dirigent: KMD Christian Kühne
Die Darbietung von Musik ist eine flüchtige Kunst, das heißt, jeder neuen Aufführung müssen unzählige Übungsstunden der Musizierenden vorausgehen, nichts geht ohne vorheriges Üben, auch nicht bei den allerbesten Sängern und Instrumentalisten. Nun konnte man sich schon fragen, ob das gut gehen wird, die Bachsche Messe h-Moll in Hoyerswerda, von Laienchören gesungen? Gestöhnt haben die Chorsänger im Vorfeld nicht wenig. Denn nicht umsonst gehört dieses Werk Johann Sebastians Bachs zum Weltdokumentenerbe der UNESCO, es sind vielstimmige Chorsätze zu singen, 18 an der Zahl, und keiner gleicht dem anderen, jeder gleichermaßen anspruchsvoll. Diese hohen Anforderungen hat es bei Bach in seinen vorangegangenen Kompositionen von Oratorien und Passionen noch nicht gegeben. Am Volkstrauertag konnte das Publikum dieses Werk zum ersten Mal hier in Hoyerswerda hören. Pfarrer Heinrich Koch hatte zu Beginn auf die Musik als Botschafter für Glauben und Menschlichkeit gerade an diesem Tag hingewiesen, da diese Messe beides ausdrückt, Trauer und Lobgesang.
Wie ein Fanal beginnt das Kyrie eleison, Herr erbarme dich, mit dem unverwechselbaren Tempre von Johann Sebastian Bach, fünf-stimmiger Chor, volles Orchester und die hellen Klänge der Bach-Trompeten, von KMD Christian Kühne in einem passenden gehetzten Tempo dirigiert, ein Aufschrei, der alle angeht, musikalisch auch als solcher wahrnehmbar, Weghören ist nicht möglich.
Die Reihenfolge der weiteren Arien und Chorsätze folgt dem lateinischen Text einer katholischen Messe, was bei dem protestantischen Bach verwundert. Ursprünglich hat er die Messe für den sächsischen Königshof begonnen, der katholisch geworden war, und so entstand eine "menschliche" Messe, die höchstes Können des Musikers Bach mit allem vereint, was Glaube und Religion ohne konfessionelle Grenzen bedeutet; besonders, wenn man bedenkt, dass Bach in der Entstehungszeit dieser Messe von 1724 bis 1749 Musik komponierte, die wir selbst in unserem Jahrhundert als "zeitgenössisch" einstufen würden. Eine Musik aus Rückblick und Vision zugleich, besonders zu hören in den Chören, die von der Herrlichkeit Gottes und vom Frieden handeln, Höhepunkte "Sanctus" und "Dona nobis pacem", für deren Einstudierung mit dem relativ kleinen Hoyerswerdaer Oratorienchor Johannes Leue mit viel Engagement sorgte. Selbst die Profis des Orchesters und die Solisten mussten mit voller Konzentration ihren Part bewältigen, wobei man sich fragt, wie es Mi-Seon Kim fertig bringt, ihre Arien mit einem Lächeln zu begleiten.
Nach dem Hören ist man überwältigt und weiß, dass diese Messe zu recht eines der wichtigsten Werke der Musikliteratur darstellt, das Vermächtnis eines überragenden Musikers und Mahners zugleich.
Dank an alle Ausführenden, die das möglich machten, es mag perfektere Aufführungen mit bekannteren Chören geben, sicher aber keine liebenswertere als diese erste hier in der voll besetzten Johanneskirche in Hoyerswerda.
Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswerdaer Tageblatt
Ingrid Scholz und Manfred Kegel sind Mitglieder des Hoyerswerdaer Kunstvereins und singen beide im Oratorienchor.