Sachsens Geschichte in Historien-Bildern
Zu dem Vortrag „Sachsens Geschichte in Historien-Bildern“ versammelten sich die Freunde der Bildenden Kunst und der Geschichte des Kunstvereins im Schloss. Sie wollten schauen und hören, welchen Einblick Christine Neudeck in das mehr als tausendjährige Geschehen in Europa – mit Seitenblick auf unsere Region und Sachsen vermittelte. Sie begann mit Papst Gregor I (540 – 604), während dessen Pontifikat wurde die Gregorianische Musik geschaffen, die eine wesentliche Grundlage zu europäischer Musik schuf. Eine sehr kurze, prägnante Hör-Probe erinnerte an die damals gefundenen Klänge. Auch spätere Geschichtsepochen wurden mit sehr kurzen Musik-Zitaten charakterisierte und schufen damit eine markante, klangvolle Gliederung des Vortrags. Es war von Kaiser Otto I. zu hören, der mit seiner Frau Adelheid im Magdeburger Dom bestattet wurde, Dort und im Meißner Dom gibt es Bilder von beiden, wie sie im Mittelalter gestaltet wurden. Das Mittelalter wurde lebendig dargestellt und liegt bereits viele Jahrhunderte hinter uns. Was uns an jene Zeit erinnert, sind die Bilder, die meist später gemalten Bilder oder in Stein gestalteten Bildwerke. Die Herrscher sind in entsprechenden Posen und mit den Insignien der Macht zu sehen.
Porträts wie wir sie kennen, entstehen erst Jahrhunderte später. Auch wenn diese Art der „Berichterstattung“ uns nicht ganz fremd ist. Die Zeit läuft schnell, der Mensch wandelt sich in seinen Gewohnheiten viel langsamer, mochte manchen Zuhörer bei dem Vortrag scheinen. Sehr wenige Klänge Musik vermittelten den Zuhörern, wenn ein neues Kapitel der Geschichte aufgeschlagen wurde. So wechselten nicht nur die Motive, sondern auch Art der Darstellung und vor allem die Handschrift der jeweiligen Gestalter historischer Darstellungen. Als sichtbares Bindeglied der Historie nutzte Christine Neudeck den Dresdener Fürstenzuges, welcher die sächsischen Herrscher von 1127 und 1873 – von ‚Konrad dem Großen‘ (1098 -1167) bis zu König Georg (1832 -1904) zeigt. Der Dresdener Historienmaler Wilhelm Walther schuf von 1868 – 1872 das 102 m lange Bild aus 23 000 Meißner Porzellanfliesen. Es kann heute wieder in der Dresdener Augustusstrasse in voller Schönheit besichtigt werden.
Es lohnt, die Fürsten in unterschiedlicher, jedoch stets bedeutender Pose – wie das 19. Jahrhundert die Herrscher sah - zu bewundern. Im Vortrag war zudem von der Geschichte Europas, u.a. vom Dreißigjährigen Krieg, vom Heiligen Römischen Reich deutscher Nation zu hören und zu sehen. Selbst die zahlreichen Verflechtungen der unterschiedlichen Herrscherfamilien in Kriege und Herrscherwechsel, der Mord an Jan Hus, von den Reformationskriegen und dem späteren Augsburger Religionsfrieden war nicht nur zu hören, sondern entsprechende Bilder ließen die Situation erkennen.
Der Vortrag berührte nahezu alle Kunstepochen bis hinein in die Kaiserzeit der Hohenzollern nach 1871, bei denen die Eitelkeit der Dargestellten gelegentlich den Vorrang bekam. Jene Darstellungen der bildenden Künste wirken bis heute nicht nur als Kunstwerke, die zu pflegen und zu bewundern sind, sie sind auch – nahezu in jeder Gestalt - Geschichtszeugen für die Zeit, in der sie entstehen. Ihr Zauber liegt in beidem, wenn man dem Spruch folgt „Wer Augen hat zu sehen, der sehe“.
Christine Neudeck ermutigte ihre Zuhörer zu dieser Haltung im Umgang mit Kunst, denn aus dem Sehen erwächst das Gespräch/Gedankenaustausch/Erkenntnis, diesen Dreien folgt das Nachdenken über die Vergänglichkeit von Eitelkeit und Machtgier- und sei sie noch so klein. Der Vortragenden gebührt ein herzlicher Dank, sie vermied jegliches Belehren, weckte Freude an Kunst, wie auch Vergnügen an Geschichte und verlockte zu der Erkenntnis das Künstlers Friedensreich Hundertwasser: „ Wer seine Vergangenheit nicht kennt, verliert die Zukunft.“