KuFa und Kunstverein entdeckten gemeinsam Stadtgeschichte
Viele Menschen erinnerten sich Samstag Abend im ehemaligen Centrum-Warenhaus, heute Teil des Lausitz-Centers in Hoyerswerda, an die Anfänge von Hoyerswerda-Neustadt und vom Gaskombinat Schwarze Pumpe (GSP) vor über 60 Jahren. Der Vorsitzende des Kunstvereins Martin Schmidt sagte zu Beginn: „Es ist schön, dass die Stadt zeigt, dass sie eine Geschichte hat.“ Mit der Autorin Brigitte Reimann, dem Rockpoeten Gerhard Gundermann und dem Erfinder des Computers Prof. Konrad Zuse müsse sie sich auch nicht verstecken.
Die Veranstaltung begann mit einer seltenen Filmaufnahme aus dem deutschen Rundfunkarchiv, in der Brigitte Reimann über Pläne für ihr Buch „Die Geschwister“ sprach. Aus ihren Tagebüchern und Briefen lasen Angela Potowski und Helene Schmidt vom Kunstverein, wodurch die Zeit des Aufbaus mit ihren Konflikten lebendig wurde. Christian Völker-Kieschnick sang Lieder von „Gundi“, Gerhard Gundermann, der ab 1967 bis zu seinem Tod 1998 in Hoyerswerda und Spreetal gelebt hat. In HoyWoy I charakterisierte der Liedermacher die Stadtbewohner mit der Zeile: „deshalb können wir nicht voll Andacht stehn, sondern müssen immer dahinter sehn“. Seine Texte zeigen, dass er ehrlich und kritisch auf Hoyerswerda, den Braunkohlebergbau, in dem er gearbeitet hat und die Gesellschaftssysteme der DDR sowie der Bundesrepublik geblickt hat. Christian Völker-Kieschnick schlug vor, die Zetkin-Straße im Wohnkomplex (WK) I in Gundermann-Straße umzubenennen, zumal dort schon viele Personen der Stadtgeschichte eine Straße haben.
Die Kamerastudie „Der Elefant von Hoyerswerda“ die der führende Defa-Kameramann Christian Lehmann 1959 in den WK I bis III der Neustadt gedreht hatte, war erst 2014 an der Filmuniversität Babelsberg wiederentdeckt worden, erzählte Karsten Held von der Kulturfabrik. Er freute sich, den Streifen nun uraufführen zu können. Der „Elefant“ war der Bockkran, der zum Aufbau der ersten Plattenbauten diente, aber der Film zeigte auch Aufnahmen des Alltags, die Erinnerungen weckten. Eine betraf das Wohnlager Schwarze Pumpe, das Vera Glietsch wiedererkannt hat. Die aus Spremberg stammende Frau war früher dort tanzen gegangen und hatte von 1961 bis 1963 als Hilfsschlosserin im Gaskombinat gearbeitet. Eva Grüneberg wohnt seit den frühen 1960er Jahren im WK II und erzählte von ihrem Einzug. Bad und Küche mit warmem Wasser aus der Wand waren damals etwas besonderes. Die Einbauküche mit Kühlschrank erinnert sie als „unerwarteten Luxus“.
Der Film „…unter anderem Schwarze Pumpe“, den Regisseur Jürgen Thierlein 1955 gedreht hatte, zeigt den Aufbau des GSP im Aufbruchsgeist dieser Zeit. Gleise verlegen per Hand und Bäume fällen, um Platz zu schaffen für das große Werk. Bagger und Förderbrücken im Tagebau, die Erdschichten entfernen und abtransportieren. Danach folgt die Kohlegewinnung, damit das gerade entstehende GSP Gas, Strom und Briketts für die DDR herstellen kann. Martin Schmidt fasste die Aufnahmen in die Worte: „Ich hab meine Jugend wiedergefunden, die Bagger hab ich nämlich gefahren.“ Maik Pillokat war am Schluss der Veranstaltung wie andere Besucher begeistert und regte an, so einen Abend zu wiederholen.