Eine Rose für die Dichter
Am Denkzeichen für Brigitte Reimann ehrte der Hoyerswerdaer Kunstverein Dichter der Stadt: Brigitte Reimann, Siegfried Pitschmann und Waltraud Skoddow.
Es ist inzwischen auch in Hoyerswerda zu einer Tradition geworden, am ersten Wochenende im Juni die Dichter der Stadt zu ehren, eine Initiative des deutschlandweit tätigen Vereins Literaturlandschaften e. V.
Der Hoyerswerdaer Kunstverein hatte, wohin auch sonst, an das Denkzeichen für Brigitte Reimann im neuen Stadtpark von Hoyerswerda eingeladen. Dort wurden Rosen nieder gelegt zu Ehren von Brigitte Reimann, Siegfried Pitschmann und Waltraud Skoddow.
Martin Schmidt würdigte die Dichter in ihren Besonderheiten, Brigitte Reimann für ihre lebendig mutige Art des Schreibens, für ihre "Franziska Linkerhand", der Roman der Stadt Hoyerswerda, der von den wechselvollen Jahren des Aufbaus der neuen Stadt Hoyerswerda erzählt. Siegfried Pitschmann fand seine Themen direkt im Kombinat Schwarze Pumpe und erzählt davon in seinen Büchern "Erziehung eines Helden" der nie ein Held im herkömmlichen Sinn wird, sondern ein Held, der nur mühsam zum Held des eigenen Lebens als Schriftsteller gelangt. Aus den "Erzählungen aus Schwarze Pumpe" liest Helene Schmidt von diesem "Experiment Siegfried Pitschmann als Betonbauer", der mit der Euphorie von Neuem und Vertrauten sein Wiederkommen nach Schwarze Pumpe so beschreibt: "Und dann auf der neuen Brücke, die sich breit und stämmig über die Doppelgleise der Grubenbahn... schwingt, lag das riesige Kombinat vor uns, es überfiel uns, millionenkerzig erhellt, ein unabsehbares Panorama, und ich wusste, überwältigt, wir waren endlich angekommen. Dies war meine Hauptstation Abenteuer."
Ein Brief von Brigitte Reimann, den sie als Resümee ihres Lebens an Veralore 1972 schrieb, ist mit der Stimme von Angela Potowski zu hören, ein Brief, den man viele Male hören kann und immer steht die Schreiberin, Brigitte Reimann, sehr lebendig vor Augen hat: "Es war einmal - Es war einmal eine höchst lebendige Frau, die zweimal ein Studium hinschmiss, zweimal den Hochschulen entlief, aus Rebellion gegen ihre Herren Lehrer, provisorisch Lehrerin wurde, während sie ihr erstes Buch schrieb (diese "Frau am Pranger")... eine Menge Männergeschichten hatte, eine Menge Dummheiten beging - die sie bis heute nicht bereut, viermal heiratete, kein Kind wollte- was sie heute ein bisschen bereut... eine Schriftstellerin, die zu früh und zu viel Erfolg hatte... an eine Große Sache glaubte und an einer Großen Sache zweifelte... mal ganz oben und mal ganz unten war... - kurzum: es war einmal, und es war gut so, und auch das Schlimme und Dreckige war ein seiner Art gut."
Last not least wurde der Schriftstellerin Waltraud Skoddow gedacht, die den Hoyerswerdaern durch ihre Bücher "Ein Mann fürs Leben", "Prinz Friedrich August von Sachsen - genannt Lehmann", "Blauer Himmel über Thessalien" und "Lessing ...ich bin ein Oberlausitzer von Geburt" bekannt ist. "Der Lessing" ist ein gut recherchiertes Buch über das Leben Lessings, über seine dichterischen Erfolge und Misserfolge, über Humanisten, die ihn beeindruckten, wie Leibnitz, Voltaire, Goethe, Schiller, die Neuberin, Winckelmann und nicht zuletzt Moses Mendelssohn, der Jude, der zum Vorbild für den "Nathan" wurde. Es ist bei weitem kein historischer Roman, eher eine sehr lebendig zu lesende Dokumentation.
Ein Gedicht von Waltraud Skoddow hatte Helene Schmidt für den Abschluss mitgebracht, das diesem sonnigen Tag in der Lausitz und dem Anlass gerecht wurde:
"Die Teiche bei Dubring"
Die Teiche bei Dubring
sind nicht tief.
Hier ertrinkt keiner,
weil er nicht schwimmen kann.
Doch, wer vom Weg abkommt,
versinkt im Moor.
Meine Ahnen lebten hier,
nährten sich vom Fisch,
sprachen mit dem Wassermann
dort am Fließ, wo auf rostigem Grund
grünes Nixenhaar weht.
Röhricht spricht zu mir.
Luft und Sonne weben sich
in die Wellen ein.
Schwäne setzen weiße Segel.