Wie fühlt sich ein anderes Leben, eine andere Zeit an?
Uta Hauthal, Schriftstellerin, Liedpoetin und Sängerin stellt ihren ersten Roman beim Hoyerswerdaer Kunstverein vor: "Garbald in Dresden"
Zu Hause ist Uta Hauthal in Dresden. Dort beginnt ihr Roman und er endet mit einem Faustine- Fragment einer gewissen Johanna Garbald, alias Silvia Andrea, das von Dresden in die Schweiz zurück gebracht wird, genauer gesagt, in das Bergeller Tal, in einen Ort nahe an der italienischen Grenze. Das geschieht im einundzwanzigsten mit einer Handschrift aus dem neunzehnten Jahrhundert. Johanna Garbald ist eine Schriftstellerin, die von 1840-1935 lebte und deren Nachlass heute in der Villa Garbald in Castasegna bewahrt wird und zum Besuch einlädt. Eine Villa, die Gottfried Semper entworfen hat.
Uta Hauthal schildert nun, wie sich die letzten Jahrhunderte in Dresden und in der Schweiz anfühlten und sucht danach, wie alles mit allem zusammen hängt, wie Zeitgeist und Sitte von alters her die Wertevorstellungen der Menschen bestimmen, dass es fest gefahrene Meinungen gibt und Zweifel, eine objektive und eine subjektive Moral. Wie fühlt es sich im täglichen Leben an, wenn in Dresden der Lehrer Friedrich Lorenz eine Frau aus dem begüterten Mittelstand heiratet, als leidenschaftlicher Wissensvermittler die Zeit des Nationalsozialismus und danach die DDR erlebt und sein einziger Sohn Karl den politischen Auffassungen des Vaters nicht folgt?
In welchen Zwängen bewegt sich Johanna Garbald in der Schweiz des 19. und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, als eine Poetessa, eine Frau, die Gedichte und Romane schreibt, die deshalb eine Verfemte ist und unter Pseudonym schreiben muss? Denn in dem dunklen Tal des Schweizer Bergell sind die dörflichen Strukturen festgefahren und wie in den Stein der Alpen gemeißelt. Da ist es heilsam, dass ihr Mann Agostino Garbald unerschütterlich zu ihr hält.
In diese beiden Geschichten webt Uta Hauthal ihr eigenes Leben hinein, Hanna als Sängerin und Gitti als Architektin und Dichterin. Und es wird eine spannende Fabel, die immer neue Berührungspunkte zwischen Dresden und dem Leben von Johanna Garbald zu Tage treten lässt. Berührungspunkte auch in Schuld und Versagen ihrer Protagonisten, denen Uta Hauthal in ihrem Roman mit menschlicher Wärme begegnet und mit einer berührenden Sicht auf die Dinge, die ihr zum Leben wichtig sind.