Unruhe
Alexander Suckel, Jahrgang 1969, wohnhaft in Halle und Leipzig, stellt seinen Roman: INQUIETUDO" beim Hoyerswerdaer Kunstverein vor.
Alexander Suckel schreibt "Inquietudo", seinen ersten Roman, liest daraus das erste Kapitel und sorgt für Spannung. Neugierig, wie es weiter geht? Das waren die Zuhörer dieses Abends auf alle Fälle. Schon deshalb, weil Alexander Suckel, zu Hause auf den Theater-Bühnen in Ost und West, das Lesen wunderbar beherrscht, ebenso wie die Führung seiner literarischen Figuren.
In Lissabon treffen zwei unterschiedliche Lebenswelten aufeinander. Zum einen ist es die von Julia und Vince, zwei blutjunge Außenseiter aus Deutschland, die sich hier zufällig treffen, sich trennen und sich wieder treffen. Sie sind unruhig wie es der Titel des Buches "Inquietudo" verrät, sie tragen eine Unruhe in sich, die mit ihrem widrigen Schicksal zu tun hat und die sie nicht abtun können.
Eine zweite Welt ist die des älteren Kruse, ebenfalls aus Deutschland, unruhig und zerrissen wie die Jugendlichen auch. Unaufhörlich jagt er dem Phantombild seiner verstorbenen Frau nach und trauert auf mystische Weise. Zu ihm gesellt sich ein gewisser Bernardo Soares, stellvertretend für Stimme und Stimmung der Stadt Lissabon, mit Zeilen und Sätzen aus dem Werk des Fernando Pessoa (1888-1935), eines portugiesischen Lyrikers. Alexander Suckel verehrt auf eine sehr innige Weise diesen in Europa nur wenig bekannten Dichter und setzt ihm neben anderen, wie Heinrich von Kleist, Ingeborg Bachmann oder Baudelaire und Rainer Maria Rilke, ein Denkmal in seinem Roman.
Das Buch erzählt die Geschichten der Protagonisten nebeneinander. Gemeinsamer Schauplatz ist die Stadt Lissabon. Im Sprachduktus ist die Sprache von Kruse eine sehr gepflegte Alltagssprache, die von Bernardo klingt lyrisch verklausuliert, die von Julia und Vince ist die verknappte, teilweise obszöne, die von Jugendlichen unserer Tage gesprochen wird, die sehr oft aber nur ihre Unsicherheit und die Ängste ihrer Nächte übertüncht.
Der Leser wartet darauf, wie sich die Wege dieser beiden Leben kreuzen werden. Eine spannend traurige Fabel, die den Leser am Ende sehr nachdenklich entlässt.
Alexander Suckel versteht es, die Zuhörer in einem Gespräch ebenso zu gewinnen wie mit seiner Lesung. Fragen zu Arbeitsweise und Motivation beantwortet er gern und sorgfältig, wobei sich seine Literatur- und Theaterleidenschaft auf die Zuhörer übertragt. Auf seinen zweiten Roman darf man gespannt sein.