Als wär’s ein Stück von mir
Am vergangenen Sonntag begrüßte der Hoyerswerdaer Kunstverein zu seiner Matinee „Als wär’s ein Stück von mir“ mit Jost Hasselhorn einen Bekannten früherer Jahre. Gemeinsam mit Angelika Leonhardi stellte der damals in Dresden beheimatete Literaturkenner Werke von Schriftstellern viele Länder und verschiedener Zeiten vor. Er lenkte den Blick nicht nur auf die Schöpfer bedeutender Werke der Weltliteratur, sondern weckte auch Interesse für zeitgenössische Autoren und deren neuesten Arbeiten.
Die jüngste Matinee war Carl Zuckmayer (1896 -1977) gewidmet, dem Autor der Komödie „Der Hauptmann von Köpenick“, den die Nationalsozialisten so stark hassten, dass er sofort mit Beginn von deren Herrschaft in Deutschland fliehen musste. Er überlebte jene Zeit in den USA.
Das Programm der Matinee vermittelte einen guten Überblick über Leben, Werk und Anliegen dieses Schriftstellers. Begleitet wurde die Lesung von sehr gut ausgewählten Melodien der Gitarrenmusik die Mario Fritzsche aus Bautzen sanft, einfühlsam erklingen ließ, dass auch die leisesten Klänge die Zuhörer erreichten und in träumerisches Auskosten der gehörten Texte entführten.
Jost Hasselhorn ließ das geistige Leben in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg anhand der Memoiren Carl Zuckmayers lebendig werden, das er als Student auskostete. Da war von dem Philosophen Ernst Bloch zu hören, dessen Buch „Geist der Utopie“ und die Biographie „Thomas Münzer“ ihn bereits damals bekannt gemacht hatten; von dem Kunstwissenschaftler Wilhelm Fraenger, dem wir das bedeutende Buch über das Schaffen des holländischen Malers „Hieronymus Bosch“ verdanken; von Bert Brecht und anderen zu hören. Die Lesung vermittelte ein gutes Bild jener Zeit und machte damit den Terror der Nationalsozialisten, dem jene weichen mussten, umso bedrängender. Kürzere Texte wie „Lob des Essens“, „Geschichte von dem Vierwochenbüffel“, den ein Jäger eben vier Wochen verfolgt, endlich erlegt und danach vor Erschöpfung selbst in der Einöde umkommt. Zuckmayers Rapport über das geistige Leben in Deutschland während des Dritten Reiches der Nazis wurde erwähnt. Zurückgekehrt nach Europa blieb Zuckmayer bis zu seinem Lebensende in der Schweiz und erhielt dort Bürgerrecht. Neben seinen Memoiren, die im Mittelpunkt des Matinee standen, schrieb Zuckmayer das Drama „Des Teufels General“, der als Film wurde als Auseinandersetzung mit dem Faschismus sehr diskutiert, für Zuckmayer war er eine Absage an jene Diktatur. Trotz aller Mühen, die jene Jahrzehnte dem Schriftsteller bereiteten, prägte ihn die Lebensweiheit: „Ich halte das meiste in meinem Leben für Glück, auch das Pech“. In seiner Theaterarbeit folgte Carl Zuckmayer dem Grundsatz: „Das Theater ist weder eine Schulstube noch ein Priesterseminar, die Leute sollen lachen oder flennen oder beides“. Dem folgte die Matinee, so kehrten die Besucher fröhlich schmunzelnd, von sanften Gitarrenklängen begleitet nach Hause zurück.