Lebendige, farbenfrohe Bilder von Lothar Sell, emotional erlebt
Vernissage zu einer Ausstellung von Lothar Sell (1939-2009) im Lausitzer Seenland Klinikum Hoyerswerda, gestaltet von der Geschäftsführung des Klinikums und vom Hoyerswerdaer Kunstverein.
"Fabulieren in Farbe" lautet der Titel der neuesten Ausstellung in der Galerie im Seenland Klinikum in Hoyerswerda. Zu sehen sind Grafiken, Gemälde und Illustrationen eines Künstlers, der ein breit gefächertes, phantasievolles Können vorweisen kann, das die Besucher der Ausstellung zu intensivem Schauen anregt. Holzschnitte, schwarz - weiß oder koloriert, Aquarelle, Lithographien, Gouachen, Zeichnungen mit Bleistift, Tusche oder Kreide. Alles hat den unverwechselbaren Charme von Lothar Sell. Die Frauenfiguren sehr rundlich und lebensbejahend, bäuerliche Landschaften, die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, unzählige Illustrationen zu Büchern und Gedichten, die neben beschwingte Momente auch ironische und spottende Akzente setzen. Alles heiter und zum Schmunzeln.
Sehr lebendig und sachkundig erzählt Gundula Sell, die Tochter des Künstlers, das Leben ihres Vaters, beschreibt seine immerwährende Suche nach neuen Ideen, beschreibt, wie er durch Anregung seiner Ehefrau, die eine Keramik-Gestalterin war, auch noch diese Kunstrichtung für sich entdeckt, wie er den Traum der Tochter, das jeder Wassertropfen ein lebendes Wesen sei, künstlerisch umsetzt und den Wassertropfen Individualität einhaucht, in vielen Bildern und bunten Holzfiguren. Gundula Sell erzählt von den Entbehrungen seiner Kindheit, geboren in Treuenbrietzen, elternlos aufgewachsen auf einem Bauernhof in Meißen, von seinem Weg über das Abitur zum Studium, unter anderem bei Hans Theo Richter, seinem Wirken an der Hochschule für industrielle Formgestaltung in Giebichenstein und von einer Studienreise in die damalige Sowjetunion. Überall findet er künstlerische Anregungen. Allerdings war sein Lebensweg nicht immer nur heiter, er konnte sich auch aufmüpfig in künstlerische und politische Debatten einmischen, vor und nach der Wende, aber jede Debatte verwandelte sich bei ihm letztendlich in Kunst. Viele der Keramiken mit dem Charme von Lothar Sell sind noch heute im öffentlichen Raum unseres Landes zu finden und verführen zum Berühren, wie auch seine vielen bunten Holzfiguren.
Der Künstler hätte sich keine liebenswürdigere Laudatio wünschen können, als die seiner Tochter Gundula. Er hätte auch die Grußworte des Künstlerkollegen, Ronald Paris, der aus Berlin-Rangsdorf angereist war, mit Freude vernommen.
Den meisten Anwesenden außerdem bestens bekannt sind die Illustrationen Sells zu Büchern von Erwin Strittmatter, Johannes Bobrowski, Franz Fühmann und Maxim Gorki, die in der Ausstellung ebenfalls zu finden sind. Texte von Erwin Strittmatter, ausgewählt und gelesen von Angela Potowski und Helene Schmidt, beschließen deshalb die Vernissage, eine gelungene Verschmelzung von Literatur und visueller Kunst.
Am 7. November 2017, 17:00 Uhr soll die Ausstellung mit einer Finissage beendet werden, zu der alle Kunstfreunde ebenfalls eingeladen sind.