Hoyerswerda - eine lebendige Stadt
Am Mittwoch, dem 09. August 2017, besuchten die Mitarbeiter des Sächsischen Bildungsinstituts, Radebeul, unter Leitung seiner Direktorin Angela Bachmann die Stadt Hoyerswerda. 69 Mitarbeiter nahmen an diesem Projekt teil, das Angela Potowski erarbeitet und vorbereitet hatte. Oberbürgermeister Stefan Skora begrüßte die Gruppe im Rathaus mit einem Vortrag zu Geschichte, Gegenwart und zukünftigen Aufgaben in Hoyerswerda. Dann konnte sich jeder Mitreisende entscheiden , entweder an einem Besuch nach Schwarzkollm zur Krabat- Mühle; der Energiefabrik Knappenrode ; „der Spur der Steine“ - einem Projekt von Stefan Glietsch - den zahlreichen Kunstwerken früherer Bildhauer Symposien in Hoyerswerda zu folgen ; oder am „Brigitte Reimann-Spaziergang durch Hoyerswerda“ mit dem Kunstverein auf den Spuren der Schriftstellerin Brigitte Reimann zu wandern. 15 Gäste fanden sich in der Lieselotte Herrmann Str. 20, beim ehemaligen Wohnhaus der Schriftstellerin in der Neustadt ein. Da Brigitte Reimann nach ihrem Abitur zwei Jahre als Lehrerin an einer Mädchenschule in Burg bei Magdeburg tätig war, fanden sich alle sofort im Gespräch. Kurzberichte zu Leben und Werk lösten sich mit Textlesungen von Angela Potowski und Helene Schmidt ab. Diese schlugen einen Bogen zwischen dem Erleben der Künstlerin in Hoyerswerda, der neu entstehenden Stadt, und dem Energiezentrum, das in Schwarze Pumpe entstand. Gelesen wurde aus ihren Büchern – von „Ankunft im Alltag“ bis „Franziska Linkerhand“, ergänzt aus den Briesammlungen und den Tagebüchern der Autorin. Mit Geschichten und persönlichen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit der jungen Schriftstellerin wurde an die schwierigen Anfänge der Industrialisierung in großem Maßstab in den der Lausitzen und des industriellen Wohnungsbaus in Hoyerswerda wurden wachgerufen. Das Wachsen der heute grünen Stadt weckte immer wieder Staunen, schenkte Fragen und ließ Geschichten von einst erzählen. Mit den Erbauern um den Generaldirektor Dr. Werner Richter auf der einen Seite, Professor Richard Paulick und Rudolf Hamburger, des Stadtarchitekten im Roman Landauer, auf der anderen wurden engagierte Menschen hinter den oft als eintönig beschriebenen Häusern sichtbar. Brigitte Reimann hielt in ihren Büchern Schicksal der verschiedensten Zeitgenossen poetisch, kritisch, immer jedoch lebensnah fest. Ihre Erzählkunst und ihr Phantasiereichtum machen heute den Zauber ihrer Bücher aus, der bei diesen Spaziergängen immer wieder zu Gehör kommt . Damit war ein Gespräch mit den Gästen eröffnet, das sich in der Begegnungsstätte, bei dem Mittagessen in „Catrins Café“ bis zum Abschied im Schloss in vielfacherweise fort setzte . Die heutige „Schlossherrin“ Kerstin Noack begrüßte ihre Gäste, der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, als Angela Potowski jenes Kapitel des Romans las, wie Franziska Linkerhand zum ersten Mal „den Museumsleiter Kubitz – Maler, Heimatkundler, ein agiler kleiner Mann, immer mit Baskenmütze und aufwendig geschlungenem Schal“ besucht um eben jenen Saal zu bewundern, in dem die Gäste saßen. Dieses ‚Kabinettsstück der Literatur‘ verzauberte die Zuhörer. Helene Schmidt verabschiedete sie nachdenklich aus dieser, vielen bisher unbekannten Stadt und ihrer Kulturgeschichte, mit einem Abschnitt aus dem letzten Brief Brigitte Reimanns an ihre einstige Schulfreundin Veralore Schwirtz geschrieben knapp ein Jahr vor dem Tod der Schriftstellerin: „Es war einmal, es war einmal eine höchst lebendige Frau…“ . Der Tag endete mit Dank an die Organisatoren und mit dem beiderseitigen Versprechen, im Gespräch zu bleiben.