Leseabend mit dem sorbischen Dichter Benedikt Dyrlich, Bautzen.Kunstverein, Schlosskamin

Benedikt Dyrlich

Wenn man den Begriff Lyrik wörtlich nimmt, handelt es sich um poetische Verse, die zur Lyra gesungen werden. Bei Benedikt Dyrlich allerdings hatte man den Eindruck, dass er einer Lyra nicht bedarf. Seine Verse klingen von innen heraus und sind sich selbst musikalische Begleitung. Zum anderen bietet die sorbische Sprache, wie übrigens alle anderen slawischen Sprachen auch, einen besonders geeigneten Rhythmus für Gedichte, ob mit oder ohne Reim.

Benedikt Dyrlich hat, wie er selbst sagt, eine kurvenreiche Biographie hinter sich und vor sich, immer mit einer geheimnisvollen Bindung an den Ursprung in seiner sorbischen Kindheit und Muttersprache. Und diese möchte er auch in der Zukunft nicht missen. Die überaus reiche sorbische Poesie lässt er an diesem Abend erklingen, indem er Handrij Zeiler, Jakub Bart-Cisinki, Jurij Brezan, Kito Lorenz und andere sorbische Dichter rezitiert und natürlich auch seine eigenen Gedichte. Das Publikum nimmt mit Staunen zur Kenntnis, dass dies ein großer Schatz ist, den es zu bewahren gilt. Bewahren ist aber nur eine Facette, die Benedikt Dyrlich wichtig ist, die wichtigste ist der Erhalt der lebendigen Sprache und der gelebten Kultur, die sich nicht in Dorffesten mit Maibaumwerfen und Eier bemalen erschöpfen kann.

Interessant war auch zu hören, dass viele der sorbischen Dichter, obwohl zweisprachig aufgewachsen, ihre Texte gelegentlich nicht selbst in die andere Sprache übersetzen und mit Spannung verfolgen, wie sich die Verse verwandeln, denn Übersetzen ist wie das „Hinübertragen der Sprache von einem Ufer an das andere...“, nicht immer weiß man vorher, ob es gelingt.

Da Benedikt Dyrlich lange Zeit als Dramaturg am Deutsch-Sorbischen Theater Bautzen arbeitete und heute als Journalist tätig ist, weiß er um die Gefahr des Aussterbens der sorbischen Kultur, die er mit der Stimme des Dichters bannen möchte, deshalb manchmal aus Trauer wegfliegen will, aber trotz alledem bleibt, gleichzeitig jedoch ein Weltbürger sein möchte, der sich gegen andere Kulturen öffnet und das Eigene darin einbettet. Er unterstützt deshalb alle Projekte, vom Kindergarten bis zu Gymnasium und Studium, die die Sorbische Sprache lebendig erhalten wollen und warb am Vormittag im Johanneum in Hoyerswerda für die Schaffung entsprechender Bildungsangebote.

Den Klang der Sprache von Benedikt Dyrlich umrahmte Marhata Cyzec-Korjenkowa an diesem Abend mit sorbischen Liedern und mit Liedern, die sie zu sorbischen Versen selbst komponiert hat. Und auch hier zeigte sich, dass die sorbische Sprache und die Musik zu einer wunderbaren Einheit verschmelzen können.

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