Reise zu Luther hilft, die Gegenwart besser zu verstehen

Erich Busse, Pfarrer i.R.Martin Luther hat 1517 mit dem Anschlag seiner 95 Thesen gegen den Ablasshandel an der Haupttür der Schlosskirche zu Wittenberg die Reformation ausgelöst und die Welt verändert. Die gegenwärtig zu lösenden Probleme gebieten es, sich mit dem Leben der Reformatoren und den von ihnen zusammengetragenen Erkenntnissen zu befassen, denn das hilft, die Gegenwart besser zu verstehen.
Aus diesem Grund besuchten vor einigen Tagen Mitglieder des Hoyerswerdaer Kunstvereins und Mitreisende aus Spremberg, Lohsa, Lauta, Kamenz sowie Dresden Lutherstadt-Wittenberg, Die Gästeführerin Petra Kristin zeigte ihnen die 1496 von Friedrich dem Weisen errichtete Schlosskirche und die noch ältere Wittenberger Stadt- und Pfarrkirche. In ca. 2000 Predigten auf Deutsch verbreitete der Pfarrer Martin Luther seine neu geschaffene christliche Lehre. Friedrich der Weise, der damals Kurfürst von Sachsen war, eröffnete 1502 die humanistisch geprägte Wittenberger Universität, an der der ehemalige Mönch Martin Luther ab 1508 Theologie studierte, 1512 berief der Kurfürst von Sachsen Dr. Martin Luther als Professor für Bibelauslegung. "Vorrangig das Wirken dieser Männer machte die Hochschule damals zum fortschrittlichsten theologischen Zentrum Europas", so Petra Kristin. Die ehemaligen Wohnhäuser von Martin Luther und seiner Ehefrau Katharina von Bora sowie Philipp Melanchthon und seiner Familie sind heute Museen. Die ganze Stadt Wittenberg macht an vielen Originalschauplätzen, Daten und Geschichten sorgsam und verlässlich eingesetzt, diese Zeit der Reformation und den Alltag der Menschen lebendig.
Die 46 neugierigen Lausitzer hatten aber auch einen eigenen, über Wittenberg und Sachsen gut informierten Reisebegleiter mitgebracht, den evangelischen Dresdener Pfarrer i.R. Erich Busse. Er ergänzte die Ausführungen der Gästeführerin um eigene Erlebnisse, die er mit der Lutherstadt verbindet. Alle zwei bis drei Jahre besucht Pfarrer i.R. Busse die Keimzelle der Reformation, um immer mehr zu entdecken. Zum 500. Geburtstag von Martin Luther 1983 lobte die DDR-Führung auf einer Kundgebung die großartige Entwicklung ihres Landes. Während dieser Rede hörten alle ein rhythmisches, merkwürdig helles Klingen. Das war ein Schmied, der auf einem anderen Platz in Wittenberg an seinem Amboss stand und ein Schwert zu einem Pflugschar umschmiedete, erzählte Pfarrer i.R. Busse. Unter diesem biblischen Bild hatten damals Menschen mutig begonnen, sich staatlich unabhängig für Abrüstung in Ost und West einzusetzen.
Im Reformationsjubiläumsjahr werden noch viele Veranstaltungen stattfinden, wobei der Deutsche Evangelische Kirchentag vom 24. bis 28. Mai in Wittenberg der Höhepunkt ist. Mitglieder des Hoyerswerdaer Kunstvereins hatten 2017 schon eine Sonntagsmatinee erarbeitet, die den Blick deutscher Schriftsteller durch die Jahrhunderte auf Luther und die Reformation offenbarte. Pfarrer i.R. Busse wird im Schloss der Stadt im November einen Vortrag zur Entwicklung diakonischer Werke in Mitteldeutschland als eine Auswirkung der Reformation halten, sagte der Vereinsvorsitzende Martin Schmidt.
Foyer im Lutherhaus in WittenbergReformationsalter in der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg, von Lucas Cranach d. Ä. 1547Grabtumba Martin Luthers in der Schlosskirche WittenbergVor der Thesentür an der Schlosskirche in Wittenberg