Vortrag von Prof. Dr. Oleh Panchuk, Cherniviti, Ukraine zur „Orangenen Revolution“ in der Ukraine beim Kunstverein
Am 19.06.2006, genau einen Tag nach dem Vortrag von Prof. Panchuk in Hoyerswerda, ist in der Zeitung zu lesen, dass die Regierungskoalition in der Ukraine ihre Arbeit aufnimmt. Über die Ereignisse der Vergangenheit, die weltweit für Interesse sorgten, und nun zu dieser heutigen Regierungskoalition führten, informierte Prof. Panchuk in einem ausführlichen Vortrag.
Die Zuhörer durften das ukrainische Volk von dem Kiewer Reich (Kiewer Rus) bis in die Zeit der Sowjetunion und von 1991 bis heute auf seinem schwierigen Weg zur Selbständigkeit begleiten.
Das Kiewer Reich wurde schon 860 gegründet und ist somit 300 Jahre älter als das russische Reich. Kiew, die heutige Hauptstadt ist das wirtschaftliche und geistige Zentrum des Landes. Schon vor mehr 1000 Jahren führten Handelswege zwischen Ost und West und Nord und Süd durch Kiew, u. a. auch die Via Regia und Kiew wurde eine der größten und reichsten Städte Europas. Es folgten Eroberung und Zerstörung durch die Mongolen, danach litauische, polnische und russische Herrschaftszeiten. Seit 1991 hat sich die Ukraine von der Sowjetunion getrennt und man ist dabei, eine eigene nationale Identität zu finden und nach Europa zurückzukehren.
Dass dieser Weg eine sehrschwieriger ist, versuchte Prof. Panchuk zu vermitteln.
In der Ukraine sind 73% der Bevölkerung Ukrainer, 22% Russen, 5% andere. Nach der Selbständigkeit des Landes sollten nach Meinung der alten „autokratischen“ Regierungsparteien die russischen Strukturen beibehalten werden, nach Meinung der Partei „Unsere Ukraina“ sollten völlig neue Strukturen unabhängig von Russland entstehen mit einer Orientierung nach Westeuropa. Diese Diskrepanzen mündeten 2004 in der „Orangenen Revolution“: die Forderungen der Ukrainer waren nun nicht mehr zu überhören und zu übersehen. Viele Jahre lang hatte das Machtgerangel angedauert, durchsetzt mit Korruption, Bereicherung am Staatseigentum, Wahlbetrug, Nichteinhaltung von Wahlversprechen, Mordanschlägen und Morddrohungen. Die „Orangenen“ gewannen die Wahl.
Auf der Seite der „Orangenen“ wurden die Namen Julia Timoschenko und Victor Juschtschenko bekannt, auf der Seite der „Blauen“, welche der pro-russischen Linie folgen, der Name Janukowitsch.
Der zurzeit amtierende „orangene“ Regierungschef Juschtschenko hat 2006 die Mehrheit im Parlament verloren, weil eine seiner Bündnisparteien, die sozialistische Partei unter Führung des Parlamentsvorsitzenden Moros sich der Partei von Januschtschenko angeschlossen hat. Da aber keine der beiden großen Parteien die Mehrheit innehat, hofft man auf eine das Land einende Arbeit einer neuen Koalitionsregierung, deren Premier Victor Janukowitsch werden soll.
Prof. Panchuk will mit seinem Engagement für eine unabhängige Ukraine werben, die die Chance bekommt, wirtschaftlich und geistig wieder an Europa anzuschließen und dort entsprechende Aufnahme findet, eine Aufnahme, die auch zu gegenseitiger Bereicherung führt.