Lesung mit und von Uwe Jordan
Uwe Jordan liest Erdachtes und Erlebtes und bemüht das Mystische - bei einer Veranstaltung des Hoyerswerdaer Kunstvereins
Wenn einer weiß, wie und warum man Bücher lesen sollte, dann ist das Uwe Jordan. Nach dem "Wann" muss man ihn nicht fragen, das ist eigentlich immer, es sei denn, er schreibt gerade für seine Redaktion, das Hoyerwerdaer Tageblatt oder er schreibt eigene Texte.
Von den letzteren brachte er an diesem Abend einige zu Gehör, als hörenswertes Schauspiel in einem Ein-Mann-Stück.
Der Held seiner Geschichten aus Hoyerswerda ist Maikie, 7 2/4 Jahre alt, aufgeweckt, ein bisschen aufmüpfig, ein bisschen schadenfroh und, er hat immer das letze, entscheidende Wort. So bringt er die Vaterrolle von Pappi ab und zu ins Wanken. Aber nicht allzu lange, denn Pappi, der von seiner Frau Manni genannt wird, ist ebenfalls um keine Antwort verlegen. Die Erzählungen um Mackie, erschienen 1991 in Folge im Hoyerswerdaer Tageblatt, bis heute haben sie nichts an Aktualität und Lausbubenromantik verloren.
Es hat etwas liebenswert Groteskes, wenn Uwe Jordan mit sonorer Vaterstimme mal wieder den Manni gibt, der von Maikie gefragt wird, ob es wahr ist, dass die Menschen vom Affen abstammen und voller Überzeugung antwortet: "Du vielleicht. Ich jedenfalls nicht."
Sehr häufig kommt auch die schwarze Katzenschönheit Hennecke ins Spiel, die zum Beispiel den Absturz der verstaubten Familienfotos vom Kleiderschrank verursacht, auf denen Pappi einmal mit langen Haaren als DJ mit Frack und Badehose, ein andermal als Feldwebel in Uniform zu sehen ist und mit einer jungen hübschen Frau, die nicht Mammi ist. Da kommen bei Maikie eine Menge Fragen auf, die Pappi alle locker beantwortet und sich, wie immer als großes Vorbild für seinen Sohn sieht. Er kommt auch nicht in Verlegenheit, das heißt nur ein klein wenig, als Maikie dicke Bücher von Marx, Engels, Lenin und Stalin findet, mit einer Widmung zur erfolgreichen Teilnahme an der Bezirksparteischule: "Maikie, das waren damals Zauberer, aber keine guten, sie zaubern jetzt nicht mehr." Und schon ist alles wieder im Lot. Mit sich im Reinen fühlt er sich auch, wenn er von Maikie skeptisch bewundert wird, weil er die größte Kronenkorkensammlung von Wittichenauer Pils vorweisen kann.
Uwe Jordan stellt aber auch die ernstere Seite seiner Erzählungen vor. Adam trifft in der Bahn auf einen Verhaltensforscher, der ihm einen Vertrag aufdrängt, er kann wählen, ob er zuerst sieben gute und dann sieben schlechte Jahre erleben möchte oder umgekehrt. Adam wählt die sieben schlechten zuerst. Und so beginnt ein entsetzlicher Leidensweg, den Adam bis zum siebten Jahr tapfer durchhält, bis er bemerkt, dass ihm die guten Jahre nicht mehr vergönnt sind, dass sein Leben aufgebraucht ist. Fazit: Hier ist doch ausschließlich von Not und Tod die Rede. Antwort: Das stimmt nicht, es wird immer nur vom Leben erzählt.
Vielleicht denkt Uwe Jordan darüber nach, seine Erzählungen auch in Buchform zu veröffentlichen. Zu wünschen wäre es.
Da Uwe Jordan nunmehr zum 25. Mal als Literaturkenner beim Hoyerswerdaer Kunstverein zu Gast war, überraschte ihn die Fan-Gemeinde mit 25 Rosen. Denn seine Darstellungen der Literatur aus aller Welt und aus allen Jahrhunderten erstaunen und begeistern immer aufs Neue.