Reise zum Ärmelkanal und an die Atlantikküste
Am Donnerstag der vergangenen Woche führte Manfred Dietrich, Pfarrer i.R. aus Schwepnitz, seine Zuhörer im Hoyerswerdaer Kunstverein auf einem Kulturhistorischen Ausflug durch den Norden Frankreichs. Beginnend in Calais wanderte er an der Kanalküste nach Westen – erinnerte an gegenwärtige Ereignisse mit Flüchtlingen, die die britischen Inseln erreichen wollten, und blickte zurück zu Julius Cäsar, der zwischen 55 -51 v.Chr. an eben jenen Ufern mit seinen römischen Heeren stand und jenes Land Gallien nannte. Seinen heutigen Namen erhielt jene Region von den späteren normannischen Eroberern: Die Normandie. Kurz erinnerte er an die Kelten, die Wikinger, die die Küsten bei ihren Beutezügen heimsuchten, zeigte aber auch das Leben der Fischer, die seit Urzeiten hier tätig sind. Manfred Dietrich schob historische Rückblicke sehr geschickt und mit prägnanter Kürze – also leicht zu behalten - ein, während er seine exzellente Auswahl von Dias präsentierte, ganz im Sinne eines Kulturhistorischen Ausflugs, wie seine Vorträge seit vielen Jahren zu Recht genannt werden. Sie sind erholsam, anregend, wecken Interesse für Land und Leute und sind ebenso vergnüglich wie lehrreich, ohne dass eine dieser Haltungen ein Übergewicht bekäme. Den Vortrag über die Normandie und die Bretagne dominierten Fotoaufnahmen, die per Dias – wegen der besseren Farbwiedergabe, wie der Vortragende begründete - gezeigt wurden und deren Menge bewundernswerter Weise nicht zu spüren war. Manfred Dietrich nahm seine Zuhörer einfach mit wie auf einem Spaziergang. Unterstützt wurde diese Lockerheit durch die Tatsache, dass Dietrichs seit Jahrzehnten alle Länder Europas jeweils mit dem eigenen Auto, sozusagen privat besuchten. Das ermöglichte ihnen, an beliebigen schönen oder interessanten Orten anzuhalten, zu verweilen und sie zu erkunden. Die Ansichten von weiten blühenden Feldern und Wiesen, von den Kreide- oder Felsenküsten am Ärmelkanal oder dem Atlantik faszinierten. Sie erklären auch, warum sich Maler und Schriftsteller in diese kleinen natürlichen Paradise zurückzogen und hier ihre Bilder oder Bücher schufen. Dem Garten und Haus des Malers Claude Monet (1840 -1926), einem Meister des französischen Impressionismus, statteten die Reisenden einen Besuch ab. Ihre Foto-Aufnahmen zeigten wie intensiv Ort und dazu die Landschaft jener Region, die der Maler auf seinen Bildern festhielt, ihn zu seinen Kunstwerken inspirierten. Der Garten des Malers mit seinen Rosenbüschen, Waldreben, Tulpen und dem leuchtend roten Klatschmohn beeindruckten den Maler ebenso wie seine späten Besucher. Zahlreiche Foto-Aufnahmen von Manfred Dietrich halten die Freude an leuchtenden Farben, an den Klängen von Rot – Blau und Weiß in natürlichem Glanz fest wie die Bilder von Monet. Die Liebe zur Natur und die Freude an deren Zauber ist wohl bei beiden, dem einstigen Besitzer und seinen Gästen gleich groß. Wie in der Normandie fesselten auch in der Bretagne die Atlantikküste mit ihren Kreideufern und den von Felsen gesäumten Stränden die Blicke. Sie werden allerdings durchbrochen von den Bunkern, den Geschützfundamenten, die einst den Atlantikwall bildeten und die Invasion der Alliierten verhindern sollten. Manfred Dietrich zeigte neben diesem größenwahnsinnigen Versuch die dahinter liegenden Friedhofsanlagen mit ihren mehreren hunderttausend Kreuzen, die an die Toten jenes Krieges allein an diesem Strand erinnern. Betroffenes Schweigen erfasste den Saal und erinnerte an Ereignisse unserer Tage, ohne dass sie genannt wurden… Völlig zu Recht erinnerte der Referent daran, wie dankbar wir sein dürfen, heute frei von Hass in viele Länder reisen und mit anderen Völkern befreundet sein zu können. Der Vortrag vermittelte Freude am Frieden. Der nächste Vortrag Manfred Dietrichs soll seine Sicht auf Paris und die Loire-Schlösser zeigen.