Geschichten der Lausitz faszinieren niederländische Gäste
Hoyerswerda und die Lausitz locken Gäste mit ihrer vielfältigen Natur und interessanten Geschichte an, die der Hoyerswerdaer Kunstverein und der Freundeskreis Rotterdam-Hoyerswerda seit 1990 mehrfach gemeinsam entdeckt haben.
Im Naturschutzgebiet Dubringer Moor ist jene Landschaft erhalten, die die sorbischen Erstbesiedler der Region im 12. Jahrhundert großflächig vorgefunden hatten, erklärte der fachkundige Begleiter Gerhard Retschke. Er zeigte seinen Gästen einige der 3500 im Durchströmungsmoor lebenden Pflanzen- und Tierarten wie die Moosbeere und den Sonnentau. Bürgerproteste in den 1980er Jahren hatten dazu beigetragen, die unter dieser besonderen Landschaft befindliche Braunkohle nicht abzubauen.
Der Sorbe Gerhard Retschke verriet auch, dass er sein ehemaliges Wohnhaus und die Scheune dem Erlebnishof Krabatmühle Schwarzkollm übergeben hat. Dort wird das alte Bauernhaus als Schauwerkstatt "Jurij Brezan" aufgebaut, in der Besucher sorbische Bräuche und Handwerk ausprobieren sollen. Die Scheune ist Teil der Schwarzen Mühle, in der Krabat nach der von Otfried Preußler aufgeschriebenen Lausitzer Sage das Müllerhandwerk und das Zaubern erlernte, erzählte der Gästeführer Dieter Kund. Er berichtete auch über den Krabatmühle Schwarzkollm e.V. als Ideengeber und Betreiber der Einrichtung sowie viele Wandergesellen, die bei der Errichtung und Ausgestaltung der Gebäude halfen. Während das Kunstvereinsmitglied Herbert Linhart eine handbetriebene Maschine zum Trennen von Spreu und Getreide entdeckt hatte, freute sich die Niederländerin Anne Wassenaar über einen Kohleherd zum Kochen, den sie so ähnlich aus ihrer Kindheit kannte.
Der gastgebende Kunstverein zeigte den Freunden natürlich Hoyerswerda mit der Langen Straße, der Johanneskirche und dem Schloss, in dem alle eine Lesung der Grenzgänger-Reihe besuchten. Der neue Glockenturm der King-Haus-Gemeinde erfreute mit seinem Klang und die Rotterdamer Gruppenleiterin Maren Schröder fragte Pfarrer Jörg Michel, wie so ein Bauwerk finanziert wird. In der vom Kunstverein betriebenen Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte erfuhren die Niederländer viel über die Autorin, die in den 1960er Jahren in der Neustadt lebte und deren wichtigstes Thema der Bau neuer Städte mit vielen ansprechenden Kommunikationszonen war. Die Einrichtung besitzt alle Bücher der Autorin, wissenschaftliche Arbeiten über sie und Literatur der 1950er und 1960er Jahre, sagte die Mitarbeiterin Elke Steinborn. Die Besuche der Kunstvereinsmitglieder und ihrer Gäste im Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum der Brandenburgisch-Technischen-Universität Cottbus und der Bibliothek des weltreisenden Fürsten von Pückler-Muskau im Schloss Branitz zeigt ihr breit gefächertes Interesse an technischen, philosophischen und kulturellen Erkenntnissen. Maren Schröder stellte im Namen aller Gäste fest, dass die Reise "ihren Kenntnissen über Hoyerswerda und die Lausitz eine neue Facette hinzugefügt hat." Nächstes Jahr wird der Kunstverein wieder die Niederlande bereisen, haben sich die Mitglieder vorgenommen.
Rückblick aus Rotterdam:
Ihr Lieben alle in Hoyerswerda,
gern nehme ich den 3. Oktober zum Anlaß, Euch allen noch einmal ganz herzlich zu danken für die erlebnisreichen Tage mit Euch vom 22.bis 26. September.
Die Feier – und auch der ökumenische Gottesdienst aus der Frauenkirche in Dresden - heute ist und war wie eine Bestätigung unserer Freundeskreisprogramme und-ideen.
Es war erfreulich, wie selbstverständlich von Euch über ein nächstes Treffen gedacht wurde, wohl die Realitäten im Auge behaltend. Die Kräfte nehmen mit zunehmendem Alter ja nicht zu.
Ihr hattet ein wunderbares Programm zusammengestellt; so abwechslungsreich, wobei menschliche Kontakte immer wieder eine Rolle spielten; dazu die Natur im Dubringer Moor, im Park Branitz - im scharfen Gegensatz zur Bibliothek der TU in Cottbus; der Besuch im Sorbenhof und in der Katholischen Kapelle (in Dörgenhausen) am Sonntagmorgen. Dann natürlich die Kunst: Gudruns wunderbare Malerei des Kreidefelsen auf Rügen, uns als Geschenk von Euch. Habt tausend Dank. Wir werden berichten, wenn es feierlich aufgehängt wird.
Körper und Seele kamen morgens und abends in Aktion. Die Literatur bei Brigitte Reimann und mit Michail Hvorecky.
Die Besuche bei Sommers und bei Neudecks setzten wieder persönliche Kontakte. Habt vielen Dank für Eure Gastfreundschaft Elvira und Christine. Die Krabatmühle reizt wieder einmal Ottfried Preusslers Buch ”Krabat”zu lesen. Allen, die sich persönlich eingesetzt haben, nochmals herzlichen Dank.
Kurzum es war wunderschön bei Euch in Hoyerswerda! Für nächstes Mal sollten wir Ella Fitzgeralds Ausspruch auf die Frage”What is better than singing? More singing !” beherzigen – trotz des zunehmenden Alters. Es erfrischt Leib und Seele.
Sehr schön war die Stunde mit dem begeisterten und begeisternden Musikanten Johannes Leue und dem Pfarrer am Glockenturm!
Im Namen des Rotterdamer Freundeskreises Maren