Das Elbtal von seinen schönsten Seiten
Erich Busse, Dresden, führt durch das Ellbtal in der Nähe von Dresden.
Ein Tag voller Eindrücke für Geist und Seele wurde eine Exkursion des Hoyerswerdaer Kunstvereins ins Elbtal mit Erich Busse als kundigen Führer und geistvollen Erzähler.
Nicht nur die Stadt Dresden bietet Reizvolles auf Schritt und Tritt, das Umland tut dies nicht minder. Bevor wir von Hoyerswerda ins Elbtal kommen, durchqueren wir die liebliche Landschaft des Lausitzer Hügellandes, das zudem geprägt ist von den Tälern der Schwarzen Elster, der Pulsnitz und Röder, die ihr Wasser der Elbe entgegenbringen, allerdings erst viel weiter westwärts. Gesteigert wird der reizvolle Landschaftseindruck ein weiteres Mal bei der Ankunft im Elbtal, das wir nun rechts und links der Elbe, immer mit herrlichen Ausblicken auf die Stadt Dresden genießen. Der Blick auf die Stadt wird von Erich Busse sachkundig mit der Geschichte der Stadt verknüpft. Er zeigt uns die Kirche in Loschwitz, die malerisch am rechten Elbufer liegt und die erste Kirche ist, die George Bähr baute, der spätere Baumeister der Dresdener Frauenkirche. Die Weite des barocken Innenraumes, die man von außen nicht vermutet, lässt schon die Gestaltung der Frauenkirche anklingen. Eröffnet wurde die Loschwitzer Kirche am Namenstag August des Starken, am 3. August 1708 als evangelische Kirche, obwohl August der Starke zu diesem Zeitpunkt aus bekannten Gründen bereits zum katholischen Glauben übergetreten war. Viele Änderungen erfolgten in den Jahrhunderten bis zur Zerstörung im 2. Weltkrieg. Nur mit vielen Mühen der Gemeinde konnte bis 1989 ein Teil der Kirche wieder genutzt werden, danach wurde die Kirche im Wesentlichen nach den Plänen von 1708 wieder aufgebaut und 1992 geweiht. Der heutige Altar ist der sogenannte Nosseni-Altar aus der ehemaligen Sophienkirche am Dresdener Zwinger, an die dort heute nur noch die Busman-Kapelle erinnert. Dieser Altar wurde von Giovanni Maria Nosseni aus heimischem Marmor im Jahr 1606 geschaffen, er wurde restauriert und in Loschwitz aufgestellt, das war 2002.
Ähnlich lieblich gelegen und geschichtsträchtig die Weinbergkirche in Pillnitz, sie ist der erste Kirchenbau des Baumeisters des Dresdener Zwingers, Daniel Pöppelmann, im Jahr 1725 als Ersatz für die Pillnitzer Schlosskirche "Hochwasser sicher" gebaut. Der Sandstein-Altar aus dem Jahr 1648 geht auf die Stifterfamilien Bünau und Löser zurück, er ist in Weiß gefasst und teilweise vergoldet. Heute wird die Kirche nur teilweise als Gottesdienstraum genutzt, vorrangig finden Konzerte und Hochzeiten statt. Atemberaubend der Ausblick auf das Elbtal und das unverwechselbare Panorama der Sächsischen Schweiz.
Weitere Höhepunkte warteten auf der linken Elbseite, die Marienkirche in Pirna und Schloss Weesenstein. Die Marienkirche, am Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet, hat eine lange Geschichte zu erzählen. Es ist eine gotische Hallenkirche mit einem beeindruckenden Rippen- und Netzgewölbe in den vielfältigsten Formen, das möglich wurde, weil die Lasten aus dem Dach "mit der größten Kirchendachfläche Sachsens" direkt auf die Außenwände und Stützen übertragen werden und die Gewölbe nur noch sich selbst tragen müssen. Zur Ausstattung gehören ein gewaltiger Sandsteinaltar von 1611 und ein Taufstein von 1561, den Goethe bereits bewunderte. Hut ab vor den Leistungen all dieser Baumeister, Bauleute und Steinmetze vor vielen hundert Jahren. Apropos: Entzücken ob der Gestaltung kommt beim Befahren der Waldschlösschen-Brücke nicht auf.
In Pirna erinnert außerdem Schloss Sonnenstein weniger an sonnige als an düstere Zeiten, die wir Heutigen nicht vergessen dürfen. Auf Schloss Sonnenstein wurde 1811 die erste menschenwürdige Heilanstalt für psychisch kranke Menschen eingerichtet, die im Nationalsozialismus zur Tötungsanstalt für "unwertes Leben" wurde. Mahnung genug für uns alle.
Last not least Schloss Weesenstein an dem Flüsschen Müglitz gelegen, das 2002 zum reißenden Strom wurde und Verheerendes hinterließ, bevor sein Wasser in Heidenau das ohnehin schon große Flutwasser der Elbe weiter vergrößerte. Der Schlosspark in seiner aus den Fluten auferstandenen Gestaltung gemahnt an das Vergängliche und initiiert ein neues Verständnis beim Umgang mit der Natur. Spender aus allen Teilen der Welt sorgten neben Geldspenden für eine herrliche Fülle an Rosenbäumchen, die dort heute wieder in voller Blüte stehen. Burg- und Schloss laden mit interessanten Kulturveranstaltungen zum Wiederkommen ein, doch dafür sollte man sich länger als eine halbe Stunde Zeit nehmen. Natürlich erfährt man von Erich Busse auch, dass der sächsische König Johann in seiner Regierungszeit von 1854-1873 der sächsischen Industrie zum Aufschwung verholfen hat und Hochschulen und Akademien förderte. Nebenbei war er ein Feingeist und überetzte Dantes "Göttliche Komödie" ins Deutsche. Diese Übersetzung ist bis heute anerkannt. Deshalb scheint es angemessen, dass König Johann noch heute auf dem Theaterplatz in Dresden als Denkmal des Bildhauers Johannes Schilling präsent ist. Zum Übersetzen zog sich Johann nach Schloss Weesenstein zurück, wo ihm dafür eigens Räume mit Blick auf den Schlosspark eingerichtet wurden, Inspiration, die durchaus nachvollziehbar ist, ein barocker Park mit bewaldeten Hängen als natürliche Kulisse und ein freier Blick auf den Flusslauf der Müglitz.