Vortragsabend von Günter Kiefer, Johanneum Hoyerswerda zu Leben und Werk des griechischen Philosophen Sokrates

Günter Kiefer und Schülerinnen am Johanneum

Nachdem die Sokratische Methode des konsequenten gezielten Fragens das Hauptthema des Vortrages von Günter Kiefer war, stellen sich gleich zum Anfang zwei Fragen. Zum einen, was bedeutet Philosophie und zum zweiten, wie kann man Philosophie leben? Beides kann man am Beispiel von Sokrates auf die wunderbarste Weise erahnen. Philosophie heißt soviel wie die Liebe zur Weisheit und der Philosoph ist der Freund der Weisheit. Sokrates war dies in besonderem Maße, seine Weisheit entsprang einem lebendigen Herzen und war aus Fleisch und Blut gemacht. So wie er in der Lage war, seine Freunde und Schüler unter den Tisch zu fragen, konnte er sie auch unter den Tisch trinken. 
Er war weit davon entfernt, eine Theorie aufzustellen und über diese jahrelang nachzudenken, um dann in einem abgeklärten Zustand darin zu verharren, wie wir das von vielen späteren Philosophen kennen. Er wollte das menschliche Leben begreifen und das Nachdenken darüber sollte zu vernünftigem Handeln führen, womit Frage zwei schon fast beantwortet ist, was es bedeutet, Philosophie zu leben: durch ein vernünftiges Handeln der Stadt, der Polis, der Politik zu nützen.
In einem Kreis von Schülern wurde öffentlich auf dem Marktplatz von Athen diskutiert, wobei Sokrates behauptete, sein einziges gesichertes Wissen sei sein Unwissen und dass alles im Leben zu hinterfragen sei, dass Phrasen nicht hingenommen werden dürfen. Sein äußeres Leben führte er dabei in ziemlicher Bedürfnislosigkeit, welche er auch von seinem Weib Xanthippe verlangte, die meistens nicht wusste, wie sie die drei Söhne ernähren sollte. Ebenso gestattete er sich vollkommene Freiheit gegen jede Bevormundung. Und gerade dies wurde ihm zum Verhängnis. So viel Freiheit konnte man keinem zugestehen, deshalb wurde Anklage gegen ihn erhoben wegen Gottlosigkeit und Verführung der Jugend. Ein öffentliches Gericht verurteilte ihn zum Trinken des Schierlingsbechers, ein alternatives Angebot zur Verbannung lehnte er ab. Es gibt ein wunderbares Gemälde von Jacques - Louis David, in dem Sokrates letzte Minuten im Kreis seiner Freunde dargestellt sind. Sokrates, noch immer kraftvoll und selbstbewusst, redet und verweist mit einer Hand nach oben an einen göttlichen Auftraggeber, nur so ganz nebenbei greift er nach dem Giftbecher, während seine Freunde ihn trauernd umlagern. Denn, so sagt er, niemand weiß, was der Tod ist, vielleicht ist er das Größte unter allen Gütern.

Sokrates

Festgehalten sind die Reden und Dialoge Sokrates vor allem in den Büchern von Platon, denn Sokrates selbst hat nichts aufgeschrieben, so dass man heute nicht mehr genau ermitteln kann, wie viel Wahrheit wie viel Verklärung dabei im Spiel ist.
Dies alles schildert Günter Kiefer auf sehr ergötzliche Weise. Parallelen zu heute sind nicht nur angedeutet, sondern erwünscht, wenn er zum Beispiel berichtet, dass die Sophisten, die gegen Sokrates antreten, nur Wortverdreher und Schönredner sind.
Und wer hätte am Beginn gedacht, dass es mit Sokrates so ein lehrreicher und zugleich vergnüglicher Abend werden könnte?
Angenehm zu hören waren außerdem Julia und Astrid, zwei Schülerinnen der 8.Klasse des Johanneums, die die Texte des Platons vortrugen und damit dem Abend eine jugendliche Frische gaben.

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