Familie Tempel öffnet ihre Schatztruhe
Ingrid und Heinz-Dieter Tempel, Hoyerswerda, gestalteten beim Hoyerswerdaer Kunstverein einen Abend zu Albert Schweitzer ( 1875-1965). Das Publikum war begeistert und überrascht von den vielseitigen Informationen.
Mit Ehrfurcht vor dem Leben im humanistischen Sinn und Ehrfurcht vor Leben und Werk von Albert Schweitzer brachten Ingrid und Heinz-Dieter Tempel ihre ganz persönliche Sicht auf den berühmten Theologen, Tropenarzt, Organisten und Philosophen zu Gehör. Ihre über viele Jahre gesammelten Schätze bestehen aus Preziosen in Form von Büchern und Geschriebenem von und über Albert Schweitzer, dessen Geburtstag sich 2015 zum 140. Male und der Todestag zum 50.Mal jährte. Es kommt noch hinzu, dass er vor genau 100 Jahren die wichtigsten Gedanken seiner philosophischen Betrachtungen zur "Ehrfurcht vor dem Leben", formulierte. Zitat daraus: Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.
Albert Schweitzer wuchs im Elsass in einem evangelischen geprägten Elternhaus auf. Er studierte Theologie und Philosophie und promovierte in beiden Fachrichtungen. In Paris studierte er Orgel und Klavier, liebte und verehrte Bach. Seine Tätigkeiten an der Universität in Straßburg und im Pfarrdienst an der Nikolaikirche in Straßburg hätten ihm ein sorgenfreies Leben gesichert.
All das wird er aufgeben zugunsten eines Dienstes in den ärmsten Ländern der Welt, in Afrika. Dazu studiert er neben all seinen Ämtern ein weiteres Mal: Medizin von 1905-1913 in Straßburg. Das Studium schließt er mit einem dritten Doktortitel ab. Inzwischen hatte er Helene Bresslau kennengelernt. Beide hatten den unumstößlichen Wunsch, in einer Missionsgesellschaft in Afrika zu helfen. Sie heiraten 1912 und gehen zusammen 1913 nach Französisch-Äquatorialafrika, dem heutigen Gabun und werden dort ein Leben lang gemeinsam tätig sein. Das berühmte Spital in Lambarene wird ihr Lebenswerk.
Erster und der Zweiter Weltkrieg überschatten ihre Arbeit immer wieder. Gelder für das Krankenhaus sammelt Schweitzer ein Leben lang, in aller Welt, mit Orgelspiel, Vorträgen und Spendenaufrufen. Jedem Spender wird persönlich gedankt. So ist ein Brief zu sehen, in dem Schweitzer im Jahr 1958 dem Freundeskreis in der Oberlausitz für eine Spende an Verbandsstoffen dankt und sich ehrlich freut, wie hilfreich man aus der Ferne seine Arbeit begleitet.
1962 erhält Helmut Schmidt Post von Albert Schweitzer, der seine tiefe Bewunderung ausdrückt über Schmidts entschlossenes selbstloses Handeln als "Herr der Flut" in Hamburg. Dieser Brief gehörte zum vorgesehenen Programm. Er wird verlesen und ist mit Trauer verbunden, da Helmut Schmidt am Nachmittag im Alter von 96 Jahren verstorben ist.
Der Name Albert Schweitzers war gleich mit zwei Schulen in Hoyerswerda verbunden, die heute beide nicht mehr existieren. In der neuen Stadt Hoyerswerda gab es die Albert-Schweitzer-Oberschule im Wohnkomplex 5E. Die Schule wurde geschlossen, deren künstlerische Ausstattung ging an die Förderschule in der Dillinger Straße über, die seit 2013 ebenfalls nicht mehr als solche existiert. Der Hoyerswerdaer Künstler Jürgen von Woyski hatte eine Bronzestatue Schweitzers und einen Fries aus gebranntem und glasiertem Ton geschaffen. Statue und ein Teil vom Fries wurden gestohlen. Im Park am Hoyerswerdaer Klinikum ist heute der übrig gebliebene Fries zu finden, allerdings ist er hier der Witterung ausgesetzt, was vom Künstler so nicht vorgesehen war.
Als kleine Überraschung gehört zu den Schätzen des Abends auch ein Artikel der Sächsischen Zeitung vom November 2000, als die Enkelin von Helene und Albert Schweitzer die Schweitzer-Oberschule in Hoyerswerda besuchte. Monique Egli, die heute in der Schweiz lebt, war mit ihrem Ehemann gekommen und freute sich über das besonders intensive Bewahren der Ideen Schweitzers an dieser Schule. Die ehemalige Direktorin dieser Schule, Brigitte Schramm, hatte weitere Fotos dieses bedeutsamen Treffens mitgebracht.
Für all sein humanistisches Engagement erhält Albert Schweitzer 1952 den Friedensnobelpreis. In seiner Dankrede ist brandaktuell folgendes zu lesen: Die Erkenntnis, die uns heute nottut, ist die, dass wir miteinander der Unmenschlichkeit schuldig sind. Das furchtbare gemeinsame Erlebnis von Krieg muss uns dazu aufrütteln, alles zu wollen und zu erhoffen, was eine Zeit heraufführen kann, in der Kriege nicht mehr sein werden.