Entdeckungen in der Oberlausitz im Fluß der Zeiten

Verbrennung des Jan Hus 1415 in Konstanz, Städtische Museen Zittau, Foto MatschieAusstelungsbesuch in Zittau: Jan Hus, Wege der Wahrheit -CESTY PRAVDY

Den Wunsch zu reisen, um zu lernen, erfüllten sich für die Geschichtsfreunde des Hoyerswerdaer Kunstvereins am Dienstag dieser Woche in vollem Maß. Ihr Ziel war Zittau und die Ausstellung „Wege der Wahrheit“, die anlässlich der Lutherdekade zu 500 Jahre Reformation im dortigen Museum gezeigt wird. Der Direktor des Hauses, Dr. Marius Winzeler, gleichzeitig spiritus rector der Präsentation von mehr als 600 Jahren europäischer Geschichte mit weltweiter Wirkung, führte durch die mittelalterlichen Räume, die selbst Zeugen jener Ereignisse waren, von denen die Ausstellung berichtet. Während der Wirren der reformatorischen Bestrebungen bzw. der Gegenreaktionen in Böhmen flohen der Prager Erzbischof, seine Mitarbeiter mit allen Schätzen geistiger und religiöser Art, beispielsweise Büchern und der große Reliquiensammlung, nach Zittau. Die Ausstellung zeigt auch davon beeindruckende Reste. Dr. Winzeler verdeutlichte an Skulpturen und Gebrauchsgegenständen den Geist der lange zurückliegenden Zeit. Die Schönheit einzelner Stücke beschrieb er eindrücklich, ohne sie als Ziel religiöser Verehrung herabzumindern. An einer Marienstatue mit Kind von 1450 erläuterte er den Wandel der spätmittelalterlichen Formen zu den üppig ausladenden der Renaissance. Jan Hus (1369 -1415), dem die Ausstellung gewidmet ist, war einer der reformatorischen Vorläufer Martin Luthers, der ein Jahrhundert später das Werk zahlreicher Vorgänger vollendete. Nur wenige Angaben zu Jan Hus sind belegt. Er übersetzte die Bibel in tschechische Sprache und gab damit dieser eine Grundlage bis heute. Er zählte zu den gewaltigsten und unermüdlichen Predigern in Prag, war als junger Mann bereits Rektor der Universität. Dies alles währte nur solange, bis die katholische Kirche sich gegen deren Inhalt auflehnte und er angeklagt wurde. Bis zum Tod auf dem Scheiterhaufen in Konstanz blieb er seinem Glauben treu. Daraus erwuchs in seiner Heimat große Verehrung, die zum einen gewaltsame Formen in den Hussitenkriegen annahm. Diese reichten weit nach Norden. In den Lausitzen war auch das Schloß Hoyerswerda fälschlicherweise betroffen, weil vermutet wurde, dort hätten sich Hussiten festgesetzt. Geklärt wird dies wie manche Ursachen jener wilden Zeiten kaum noch. Der Sechsstädtebund musste das Schloss wieder aufbauen, entschied der Landvogt der Oberlausitz. So geschah es auch. Zum anderen entstanden neue reformatorische Bewegungen. Die Zittauer Ausstellung folgt den verschiedenen Ereignissen mit übersichtlich gut gestalteten Tafeln und mit zeitgenössischen Gegenständen in Vitrinen. Dabei beeindrucken vor allem handgeschriebene Bücher als auch Inkunabeln aus jenen Jahrhunderten, denen man sowohl das Alter als auch die Schäden durch häufiges Verstecken ansieht. Sie nannte Dr. Marius Winzeler- zu Recht – „Schätze“, die in Bibliotheken und Archiven der Oberlausitz bewahrt werden und in Zittau gemeinsam zu sehen sind. Die verschiedenen Wege der Geschichte wurden sorgsam und Kenntnis reich dargeboten, doch nicht erdrückend. Marius Winzeler gestaltete die Wanderung durch die Ausstellung wie einen Spaziergang, wusste spannend, ebenso Humor voll wie Nachdenkens wert zu erzählen und Fragen locker zu beantworten. Seine Besucher hätten sich ihren früheren Geschichtsunterricht in dieser anregenden Weise gewünscht. Nicht nur mittelalterliche Geschichte und Oberlausitzische-Böhmische Kulturgeschichte wurden transparent, sondern auch Orte und Strukturen der Gegenwart, die auf früheren Entscheidungen und Fleiß beruhe. Genannt wurden, die Archive, Sammlungen, die Betlehemskapelle in Prag, die Predigtstätte von Jan Hus, die Stadtstrukturen von Zittau; Görlitz, Herrnhut und viele mehr. Die Ausstellung „Wege der Wahrheit“ lädt dazu ein, über diese alles und noch viel mehr nachzudenken und dabei die eigene Welt zu entdecken, denn nicht immer hat Dr. Marius Winzeler Zeit, jeden einzelnen Besucher zu begleiten. 

Jan Hus als Prediger, Städtische Sammlungen Zittau, Foto Matschie

Aufruf zum Husittenkrieg, Gemälde von Carl Gottlieb Rolle, Städtische Museen Zittau, Foto MatschieSouvenirdose, Konstanz, Unitätsarchiv Herrnhut, Foto KießlingStädtische Museen Zittau, Jan Hus als Prediger, Foto MatschieStädtische Museen Zittau, Gewölbe in der Sakristei

 

 

 

 

 

 

 

 

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