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Schloss und Zoo Hoyerswerda
 
Brigitte Reimann/ Schloss:
Die Häuser drängten sich ums Schloss und bis an den verschlammten Graben – Schloss oder Burg, grau und prunklos, wie halbiert, mit nur einem Seitenflügel, einem Turm zur Linken; rechts, wo die Mauer steil abfiel zum Burggraben, gab es erst in der Höhe des zweiten Stockwerks Fenster, eher Schießscharten, eng stehende misstrauische Augen. Ein, nur aufs Militärische bedachter Bauherr hatte jeden Zierrat verschmäht, außer dem in Stein gehauenen Wappenschild überm Tor…
 
Seit Jahrhunderten hatte der Saal im Erdgeschoss als Gefängnis gedient; als vor zwei oder drei Jahren der Museumsleiter Kubitz – Maler, Heimatkundler, ein agiler kleiner Mann, immer mit Baskenmütze und aufwendig geschlungenem Schal - Zellenwände und eingezogene Decken  abreißen ließ, kam ein wunderschönes Kreuzgewölbe zum Vorschein, Franziska faltete die Hände, als sie den ganz in Weiß strahlenden  Saal betrat: er war nicht groß, aber von vollkommenen Proportionen…
(Franziska Linkerhand S. 212)
 
Brigitte Reimann/Zoo:

… auf rosa Stielen, leicht gedreht… die einzige Zeile, die ihm noch einfiel, als wir aus der Allee von Blutbuchen kamen, aus der Kühle, den roten Schatten, und die Wiese und den Teich sahen, auf dem Enten mit schwarzgrünen Hälsen schwammen, und den Flamingo, einen Flaumball auf hohen Beinen, der aus dem Licht des Spätnachmittags geformt zu sein schien, eine anmutige flüchtige Schöpfung, die sich mit dem Licht auflösen wird, später, wenn die Sonne untergeht und das Wasser fröstelt wie Haut…
auf rosa Stielen, leicht gedreht, sagte er, der arme Schafheutlin, er suchte in seinem Gedächtnis und fand nur Bruchstücke… und schreiten… und schreiten ins… stammelte er. Vergessen...
Das Gedicht vom Panther wusste er aber noch auswendig… Allerdings hinterm Drahtnetz, nicht Gitter, strich kein Panther umher; sondern ein müder alter Puma lag in der Sonne... und streckte alle Viere von sich.
(Franziska Linkerhand S. 281) 
 
Rainer Maria Rilke 1903:  "Der Panther"
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.

Historie Schloss:
Das Schloss & Stadtmuseum Hoyerswerda ist das älteste Gebäude der Stadt und seine Geschichte reicht bis weit ins 13. Jahrhundert zurück. Als Gründer der Anlage wird 1272 Hoyer von Vredeberg erwähnt. Ursprünglich als Wasserburg erbaut, diente die Anlage Jahrhunderte lang als Grenzfeste zwischen Böhmen und Brandenburg.      https://museum-hy.de/schloss-3/schlossgeschichte/
 
 

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