Vorlesegruppe des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins Berlin war beim Reimann-Spaziergang

Die Plakette am ehemaligen Wohnhaus von Britte Reimann und Siegfried Pitschmann eignet sich auch zum Ertasten für Sehbehinderte.

Sich für Brigitte Reimann interessieren und die „Stadt der Franziska Linkerhand“ nicht kennen passt nicht zusammen. Das fanden einige Mitglieder der Vorlesegruppe des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins, die sich in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) treffen. Das Mitglied Dr. Hans Jürgen Krug, der schon seit Jahrzehnten Fan der Schriftstellerin ist, regte an, den Reimann-Spaziergang des Hoyerswerdaer Kunstvereins mit zu machen. Dr. Krug besitzt profundes Wissen über die Autorin und wollte einmal den Ort erleben, wo die meisten ihrer Werke entstanden. 

Ausführlich berichtete der Vorsitzende des Kunstvereins, Martin Schmidt, aus dem Leben der Autorin, die von 1960-1968 in Hoyerswerda wohnte, arbeitete und sich für die Schaffung von Kommunikationsräumen sowie kulturellen Einrichtungen einsetzte. Er stellte auch ihre Gesprächspartner vom Aufbaustab der Neustadt und deren interessante Lebensgeschichten vor. Erwähnt sei hier nur Rudolf Hamburger, der als Jude während der Hitlerzeit nach Shanghai emigrieren musste. Dort entwarf er gemeinsam mit Richard Paulick die Grundkonzeption neuer Stadtviertel, die die Funktionen Wohnen, Bildung, Versorgung und Geselligkeit zu vereinen suchten. In Hoyerswerda-Neustadt wollte und konnte er sie an der Seite von Richard Paulick teilweise verwirklichen, erzählte Schmidt seinen Zuhörern. Helene Schmidt und Angela Potowski lasen Textstellen aus Brigitte Reimanns Büchern, Tagebüchern und Briefen, die das Bild der 1960er Jahre in Hoyerswerda ergänzten und illustrierten. Für Dr. Krug gehörte aber auch dazu, eine zierlich gestaltete Uhr Brigitte Reimanns und den Schreibtisch ihres zweiten Ehemann Siegfried Pitschmann mit den Händen zu ertasten.
Eveline Krug wurde durch die Reimann-Texte daran erinnert, wie das war, als sie selbst mit ihrem Mann in das erste Hochhaus von Berlin-Hohenschönhausen einzogen. Einen Gehweg vor dem Haus habe es gegeben, aber in der Wohnung hätten sie nackte Betonwände empfangen. Sie fand, Brigitte Reimann hat die Aufbauzeit umfassend dargestellt und sei „nicht mit Scheuklappen durch die Welt gelaufen“. Die Schriftstellerin wollte wohl schreibend ihre Ansichten, ihr Wissen und das ihrer Freunde an die Leser weitergeben, vermutete Eveline Krug. Als der Spaziergang zum Reimann-Denkzeichen und zu anderen Skulpturen führte und die Gäste erfuhren, dass Kinder die Kunstwerke unvoreingenommen in ihr Spiel einbeziehen, sagte Dr. Krug begeistert: „Die leben mit der Kunst.“ Das kenne er von der Löwengruppe, die vor dem Brehm-Haus im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde steht. Die Bibliothekarin der ZLB und Vorleserin der Gruppe, Jana Viehweger, interessierte sich außer für die Autorin auch für die anderen Aktivitäten der Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte und des Kunstvereins. Sie hörte von Begegnungsstätten-Mitarbeiterin Marion Wolf vom derzeit laufenden 3. Brigitte-Reimann-Schreibwettbewerb für junge Leute und von den Veranstaltungen im Schloss, die alle Bereiche der Kunst einschließen. Alles in allem erweiterte der Besuch in Hoyerswerda das Wissen der Vorlesegruppe über Brigitte Reimann und hat „eine Bildungslücke geschlossen“, wie es Gruppenmitglied Sabine Schirrmeister formulierte. 

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