Die Hunde fliegen tief
Am Donnerstag, dem 04. Dezember 2014, 19 Uhr ist einer der bekanntesten Schriftsteller Bulgariens, Alek Popov, Gast des Hoyerswerdaer Kunstvereins beim Gespräch am Kamin im Schloss. Der Journalist Mirko Schwanitz, Deutschlandradio Berlin, moderiert Lesung und Diskussion mit dem Träger des Elias Canetti Preises. Alek Popov aus Sofia stellt seine Bücher „Die Hunde fliegen tief“ und „Schneeweißchen und Partisanenrot“ vor.
Alek Popow, 1966 in Sofia geboren, studierte bulgarische Philologie in Sofia. Er arbeitete als Kulturattache´ der bulgarischen Botschaft in Großbritannien und Nordirland. Seit 2006 erscheinen seine Bücher – drei Romane und Kurzgeschichten – in deutscher Sprache. Außerdem entstanden Drehbücher und Hörspiele.
In seinen Büchern erzählt er das Schicksal Einzelner so geschickt, dass die gesellschaftliche Situation verschiedener Zeiten und Länder transparent wird.
In dem Roman „Die Hunde fliegen tief“ suchen zwei Brüder die Spuren ihres Vaters, der sehr jung in den USA starb. Einer ist ein erfolgreicher Banker in Amerika, der andere lebt in Bulgarien. Als letzterer in die USA kommt, lebt er als Hundeausführer für reiche Bürger. Zwei Welten werden trefflich nebeneinander vorgestellt, ohne Urteile zu fällen. Der Autor schenkt originell und spannend Einblick in die Gesellschaft Bulgariens und der USA, weckt Staunen, Nachdenken, Schrecken und Lachen. Ein Kritiker sagte von Popov: „ Er ist ein begnadeter Satiriker, scharfsinnig und unterhaltsam, ein Meister des Slapsticks, der über den Abgründen tanzt.“
Im 2014 erschienenen Roman „Schneeweißchen und Partisanenrot“ erzählt der Autor das Schicksal von Zwillingsschwestern, die sich in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, im zweiten Weltkrieg, einer Partisanengruppe im Gebirge anschließen. Misstrauen, Ablehnung stehen Bewunderung für theoretische Kenntnisse und Tatkraft gegenüber. Alek Popow folgt nicht den Heldengeschichten alter Zeit, sondern menschlichen Schicksalen in schwierigen Situationen. Er zeigt Illusionen und Realität, Höhen und Tiefen, Verrat und Niederlagen, Menschlichkeit und Versagen. “Wundern Sie sich nicht, in Bulgarien ist vieles anders, aber längst nicht alles verkehrt. Und genau davon handeln die Geschichten, die Alek Popow wunderbar zu erzählen weiß und die dieses Buch versammelt“, heißt es zum Autor.
Popov schildert die Gebirgslandschaft seiner Heimat stimmungsvoll, ohne Pathos oder Sentimentalität, wie er die Straßen der Großstädte Amerikas von den inneren Augen der Leser erstehen lässt. Ihm geht es um die Menschen, um ihr Miteinander auch sehr verschiedener Völker wie in Bulgarien:
“Die größte Mission, die die Literatur für mich in Zukunft haben wird, ist es, den Menschen zu helfen, sich für einige Momente von den glitzernden Lügen der Menschheit zu isolieren und ihnen klar zu machen, dass sie ihre Seelen mit noch so viel Konsum nicht werden füllen können.“
Diesem bewundernswerten Schriftsteller unserer Tage persönlich zu begegnen, bedeutet eine eigene Epoche moderner Literatur kennen zu lernen. Das Gespräch mit ihm hilft, andere Völker, vor allem auf dem Balkan zu verstehen. Alle Interessenten sind herzlich willkommen. Martin Schmidt