Spektakuläre Gerichtsprozesse um Kunstwerke
PowerPoint-Vortrag von Professor Dr. Andreas Wien, Brandenburgische Universität Cottbus/Senftenberg
Am Mittwoch, dem 10.September 2014, um 19 Uhr stellt sich Professor Dr. Andreas Wien im Schloss Hoyerswerda einem weiteren Gespräch zu Rechtswissenschaft und Kunst.
Damit setzte er das Nachdenken fort, das er mit den Darstellungen der Juristen auf den Bildern von Honore de Daumier begann. Dabei geht es ihm nicht um Anekdoten oder groteske Missverständnisse im Umgang mit Kunstwerken, sondern um handfeste teure Prozesse, deren Ursachen kaum oder nur sehr schwer erklärbar waren, aber zu heftigem Streit und höchsten Schadenersatzansprüchen führten.
Im „Museum Ostwall im Dortmunder U“ zerstörte 2011 beispielsweise das Putzen das Werk „ Wenn’s anfängt durch die Decke zu tropfen“ von Martin Kippenberger (1953 -97), das mit 800 000 Euro versichert war.
Über Werke des Aktionskünstlers Joseph Beuys (1921 – 86) wird mehrfach zu hören sein. Erinnert sei an dessen Werk „Fettecke“, das er 1982 in der Düsseldorfer Kunstakademie schuf und 1986 von einer Reinigungskraft beseitigt wurde; oder an die „unbetitelt“ bezeichnete Kinderbadewanne - mit Mullbinden und Pflaster versehen (1960 geschaf fen) -, die 1973 gereinigt und damit das Kunstwerk zerstört wurde. Ein Gericht 2. Instanz erhöhte den Schadenersatz sogar von 40 000 auf 58 000 DM.
Der Vortragende wird nicht nur weitere Bespiele sondern auch ganz andere Summen nennen, die u.a. in den USA verhandelt werden. Was uns unverständlich erscheint, wird von Gerichten ganz anders gesehen, zumal Kunstrichtungen wie Fluxus und Happening andere herangezogen werden müssen. Künstler, die ihnen folgen, gehen von der Erkenntnis aus „Das Leben ist ein Kunstwerk, und das Kunstwerk ist Leben“ und sehen das Ziel ihrer künstlerischen Tätigkeit darin, „Spaß und Bewusstseinserweiterung, Fug und Unfug“ zu bewirken.
Vielfältig wie die Phantasie ist die Kunst, das Recht, wenn es angerufen wird, muss ihr gerecht werden. Professor Dr. Wien wird uns von der Vielfalt dieser Fälle, die in unserer Zeit geschehen berichten. Mit seiner ebenso lockeren wie geistreichen Vortragsart wird er einmal mehr Staunen hervorrufen, neue Betrachtungsweisen vermitteln und zum Gespräch herauslocken.
Alle Gesprächs- und Kunstfreunde sind herzlich willkommen. Martin Schmidt
Bild: Professor Wien, links, beim Hoyerswerdaer Kunstverein 2013