Der vergessene Unsterbliche, John Milton und das ‚Verlorene Paradies‘
„Manch einer von uns hat den Film „The Devil’s Advocate“ gesehen, 1997 als „Im Auftrag des Teufels“ in die deutschen Kinos gekommen. Al Pacino spielt darin den Leibhaftigen, und der heißt dort gutbürgerlich ‚John Milton‘. Kein aus der Luft gegriffener Name, sondern eine historisch verbürgte Person“, schrieb Uwe Jordan und wird von diesem Dichter, Politiker und Staatsbediensteten unter Oliver Cromwell beim Gespräch am Kamin am Donnerstag, 03.April 2014, um 19 Uhr im Schloß Hoyerswerda erstaunliche Geschichten erzählen und aus dessen Werk „Das verlorene Paradies“ lesen. John Milton wurde am 9. Dezember 1608 in London geboren und starb am 8. November 1674 bei London. Er studierte bereits mit 15 Jahren am Christ’s College der Universität Cambridge und erwarb 1632 den Magistertitel. Bereits in früher Jugend begann er in englischer, lateinischer und italienischer Sprache zu schreiben, unternahm ab 1638 Reisen nach Paris, begegnete dort dem Rechtgelehrten Hugo Grotius, dann nach Florenz, Rom und Genf. Mit dem Ausbruch des Englischen Bürgerkriegs kehrte er 1642 nach London in den Staatsdienst der Republik zurück. 1644 widersprach Milton mit seiner Schrift „Areopagita“ dem Versuch, die Zensur einzuführen. Dieses Buch gehört, wie Fachleute sagen, „zu den bedeutendsten Werken für Rede- und Pressefreiheit der Geschichte“. Ca. 150 Jahre später ging sie, von Comte de Mirabeau ins Französische übertragen, ins Ideen der Französischen Revolution ein. Nach Cromwells Tod und der Niederlage der englischen Revolution zog sich Milton zurück und schrieb „Das verlorene Paradies“. 1667 gedruckt, fand es Fürsprecher und Gegner, beeinflusst jedoch bis heute die angelsächsische Literatur. Es erzählt vom Ringen des Teufels die Menschen zu verführen, Gott ungehorsam zu sein. Er hat Erfolg und das Paradies ist verloren. Dieses Poem beeinflusste J.G. Klopstock’s Werk „Der Messias“, während G. F. Händel Miltons Trauerspiel „Samson Agonistes“ Miltons für das Oratorium „Samson“ verwandte. Miltons Ideen nutzten die Bewohner der nordamerikanischen Kolonien, die sich versklavt fühlten, für ihre Befreiung. Uwe Jordan wird am Kamin in lockerer, kenntnisreicher Weise den Dichter, seine Zeit, sein Hauptwerk, dessen Bedeutung für die Gegenwart nahe bringen. Texte aus dem „Verlorenen Paradies“ bringt er im englischen Original wie in deutscher Nachdichtung zu Gehör. Der Abend im Kunstverein regt an, heiter dem Schluß des Poems zu folgen: „und Gottes Vorsehung geleitet sie/ da sie nun langsam, Hand in Hand/ den stillen Weg durch Eden gehen.“ Alle Literaturfreunde sind herzlich willkommen. Martin Schmidt