„Das verliehene Buch“ Dr. Wolfgang Wessig liest Harry Schmitz 

Dr. Wessig liestJedes Gespräch am Kamin, das Dr. Wolfgang Wessig - der erfahrene Theater- und Literaturfachmann aus Görlitz - seit mehr als einem Jahrzehnt im Hoyerswerdaer Kunstverein gestaltet, überrascht die Besucher mit mindestens einer neuen Entdeckung. Am Donnerstag, dem 17. Oktober 2013, um 17 Uhr macht Dr. Wolfgang Wessig im Schloss Hoyerswerda mit Hermann Harry Schmitz (1880 -1913) bekannt. Dieser jung verstorbene Autor hinterließ eine Anzahl berühmter Satiren und Grotesken, die auch heute noch ihre Wirkung beweisen. Der 26jährige weckte mit seiner Satire „Die Bahnhofsmission“ in der berühmten Münchner Zeitschrift „Simplicissimus“ Aufmerksamkeit. Er verfasste Einakter für ein Düsseldorfer Theater und trat als Conférencier in seiner Heimatstadt auf. Im Jahr 1911 erschien bei Rowohlt in Leipzig sein erstes Buch „ Der Säugling und andere Tragikomödien“, ihm folgten 1916 das „Buch der Katastrophen“, 1941 „Professor Mauzfies und andere Tragödien“. In der DDR wurden vom Eulenspiegel Verlag „Die Taufe und andere Katastrophen“ (1965) und „Wie ich mich entschloss, auf Händen zu gehen“ - 30 Katastrophengeschichten - (ab 1987 mehrfach) herausgegeben. Mögen die Geschichten noch so überraschenden Verlauf nehmen, Hermann Harry Schmitz erzählt unbefangen naiv, gestaltet überraschende Wendungen des Verlaufs. Der Autor weckt Lachen und Staunen über anscheinend unmögliche Situationen „Der Mann mit dem verschluckten Auge“, erreicht - ohne erhobenen Zeigefinger des Moralisten - Nachdenken, warum manche Handlung sich in ihr Gegenteil verkehrt, obwohl sie einem idealischen Vorsatz zu folgen scheint. Die Titelgeschichte unseres Abends erzählt vom einzigen Buch einer Familie, das nur der Vater lesen darf, und endet ebenso komisch wie die von der Gründung einer Station der Bahnhofsmission, die niemand in Anspruch nehmen will, bis… Auch davon und von anderen staunenswerten Dingen wird unser Gast in seiner bewundernswert lebendigen Vortragsweise hören lassen. Die Zuhörer erhalten eine erfrischende Probe sprudelnder Phantasie und auch davon, was Groteske und Satire in Zeiten vermögen, die gelegentlich allzu sehr zur Selbstzufriedenheit neigen. Alle Freunde der Gespräche am Kamin sind herzlich willkommen. Martin Schmidt


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