In der schönen und grimmigen Welt - Der Schriftsteller Andrej Platonow
Der Schriftsteller Andrej Platonow (1899-1951) bildet den Mittelpunkt des Gesprächs am Kamin Mittwoch, 26.September 2012, um 19 Uhr im Schloss Hoyerswerda . Der Berliner Slawist Michael Leetz, schafft wie sein Vater, Dr. Ralf Schröder, gemeinsam mit seiner Mutter, Antje Leetz, Brücken zu russischer Literatur der Vergangenheit und Gegenwart. Diesem Anliegen folgt auch der Hoyerswerdaer Kunstverein. Andrej Platonow wurde vor allem durch seine Erzählungen „In der schönen und grimmigen Welt“ bekannt. Bei Woronesh geboren, blieb der Autor auch mit seinen Werken den Dörfern in den Weiten Rußlands treu. Er erlernte wie sein Vater den Berufs Eisenbahnschlosser, studierte dann Elektrotechnik und Melioration, nahm am 1919-21 Bürgerkrieg teil. Bis 1926 arbeitete er erfolgreich als Ingenieur für Elektrifizierung und Melioration in seiner Heimat, er baute an einem Wasserkraftwerk am Don mit, schuf Brücken, Dämme, Deiche zur Bewässerung und zum Trockenlegen von Sümpfen. Daneben schrieb er für Zeitungen und Zeitschriften. 1921 erschien sein erstes Buch über die Elektrifizierung. Es folgten „Epifaner Schleusen“, Erzählungen um Peter I., „Herkunft des Meisters“ und „Die Stadt Gradov“. Platonow erzählt lebendig, er war ein sehr guter Beobachter, der Land und Leute genau kannte. Seine Darstellungen vom wirtschaftlichen Umbruch Rußlands und dessen Folgen für die Menschen. Der Autor erkannte: „ Das Volk hat seine eigene Politik, seine eigene Poesie, seinen eigenen Trost und sein eigenes großes Leid..“ Dies bringt dem Leser die Personen in den Büchern Platonows in schönster Weise nah.Viktor Schklowski sagte: “Platonow versteht das Dorf.“Gorki unterstützte ihn, Stalin kritisierte ihn. Nach Erscheinen der Chronik „Zu Nutz und Frommen“(1931) über die Kollektivierung der Landwirtschaft wurden seine Bücher kaum noch, nach 1941 nicht mehr veröffentlicht. Dieser Bann lockerte sich erst nach 1958. Micheal Leetz trägt die Erzählungen „Die Sandlehrerin“(1927), „Der erste Iwan. Über das technische Schöpfertum der arbeitenden Menschen“(1930) vor und den Text „Über die erste sozialistische Tragödie“ (1934). Diese Betrachtung ist für ihn „ein Schlüsseltext des 20. Jahrhunderts“, da er erstmals ökologisches Denken als Zukunftsfrage thematisiert. Engländer vergleichen Andrej Platonow mit George Orwell. Zu diesem anregenden, inhaltlich höchst aktuellen Literaturgespräch, das Sprachschönheit, Phantasie mit Fragen der Zukunft verbindet, sind alle Interessenten herzlich willkommen. Martin Schmidt