Die Sprache der Grabsteine
Ein nachdenklicher, aber keineswegs trauriger Spaziergang über Friedhöfe in Sachsen und anderen Orten lockt am Mittwoch, dem 18.Juli 2012, um 19 Uhr ins Schloss Hoyerswerda. „Die Sprache der Grabsteine“ lautet das Thema des Vortrags von Pfarrer Erich Busse, Dresden, im Hoyerswerdaer Kunstverein. Der Kulturhistoriker fügt damit seinen Vorträgen über die Sühnekreuze, zur Kultur Niederschlesiens, über das Judentum in Europa und über die Werke von Künstlern gegen den Nationalsozialismus ein neues Kapitel hinzu. An diesem Abend stellt er anhand von Bildern, Dokumenten und Texten Grabsteine, deren Gestaltung, Anlage vor, hilft deren Zeichen und Bilder zu entschlüsseln. Der Referent zieht einen Bogen von der Megalithkultur im 3. Jahrtausend v.Chr. bis in unsere Zeit, besucht Bulgarien, Italien, Böhmen und immer wieder Deutschland. Sowohl Friedhöfe auf Rügen, im Erzgebirge – Altenberg, Weigmannsdorf, Mittelsaida - werden erkundet, als auch das Heilige Grab in Görlitz, St. Afra in Meißen, in Reichstädt oder Strehla. „Ich gehe nicht nach der Berühmtheit, dem Alter oder der Größe der Friedhöfe“, sagt Erich Busse, „sondern, wo ich auf etwas Interessantes stoße, oder hingewiesen werde, das nehme ich auf. Interessant ist für mich eine Lebenssicht oder Weltsicht, die uns heute fremd ist.“ Friedhöfe, Grabsteine, Denkmale dokumentieren Umbrüche der Zeiten, lassen Geisteshaltung erkennen, die damals anders gedacht waren als sie heute gesehen werden. Der Taucherfriedhof, der Nikolaifriedhof in Bautzen, der alte und der neue katholische Friedhof in Dresden erzählen von ihrer und der Geschichte der Orte, ebenso in Freiburg im Breisgau, Berlin, Meißen oder Saxdorf. Kunst und Geschichte gehen an diesem Abend Hand in Hand. Dazu sind alle Interessenten herzlich eingeladen.
Martin Schmidt