Böhmen in der Oberlausitz entdeckt


Dr. Marius Winzeler (Mitte) führt durch die Städtischen Museen Zittau, er zeigt Spuren des Prager Domkapitels, das vor den Hussiten nach Zittau floh.Liebe Mitglieder und Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,
am Donnerstag, dem 9.Juni 2011,19 Uhr lädt der Kunstverein zu seinem nächsten Gespräch am Kamin ins Schloss Hoyerswerda ein. Dr. Marius Winzeler, der Direktor der Zittauer Museen, spricht über „Böhmen in der Oberlausitz“. Der Vortrag regt an, den Spuren mehr als 800 Jahre alter Kultur und Kunst, die aus Böhmen und viel älteren Kulturen stammen, in unserer näheren Umgebung zu folgen. Er öffnet auch die Augen für die Handels- und Wanderwege, die seit Jahrhunderten von Kiew nach Paris, von Italien an die Ostsee und umgekehrt führten. In der Oberlausitz, einem wichtigen Kreuzungspunkt, hinterließen fast alle Zeiten wichtige Zeugen alltäglichen, privaten und gesellschaftlichen Lebens, aber auch der Arbeit, des Handwerks und der Künste. Auch die Kriegszüge trugen das ihre dazu bei.
Dr. Marius Winzeler ist einer der besten Kenner Lausitzer Kultur, deren Herkunft und Einflüsse. Sein Vortrag wird mit Bild und Wort – wie jede Begegnung mit ihm – begeistern und neugierig machen. Dabei sind alle Interessenten der Geschichte, der Kultur und der Lausitzen herzlich willkommen. 
Ihr Martin Schmidt

{xtypo_quote} Dr. Marius Winzeler: Nicht nur die Ost-West-Achse der Via regia war eine Lebensader für das historische Markgraftum, auch die Nord-Süd-Verbindung war für Wirtschaft, Kultur und Kunst entscheidend. Von Prag nach Zittau und weiter nach Löbau-Bautzen-Hoyerswerda oder nach Görlitz-Muskau-Frankfurt verliefen wichtige Handelsstraßen, die letztlich Mittelmeer und Ostsee verbanden.
Die Jahrhunderte lange Zugehörigkeit der Oberlausitz zu Böhmen brachte es mit sich, dass gerade Architektur und Kunst vom südlichen Nachbarland wesentliche Impulse erfahren haben. Ich möchte einige davon vorstellen und auch von Meisterwerken böhmischer Kunst in der Oberlausitz in Wort und Bild berichten - von Buchmalerei, Plastik, Goldschmiedekunst, die aus verschiedenen Gründen aus Prag in unsere Region gelangt ist, sei es als Auftragsarbeit, Geschenk oder als Fluchtgut. Das Prager Domkapitel floh vor den Hussiten nach Zittau und nahm den Domschatz und einzigartige Handschriften mit, die bis heute zu den großen Schätzen der Zittauer Bibliothek gehören. Und im 17. Jahrhundert, als die Oberlausitz Ziel von Tausenden böhmischer Protestanten wurde, die sich hier als Exulanten ansiedelten, gelangten Zeugnisse tschechischer Schriftkultur und Geschichte hierher, die berechtigter Anlass sind zu sagen, dass ein ganz besonders wertvolles Stück böhmischer Kultur in der Oberlausitz zuhause ist. Mit meinem Vortrag möchte ich natürlich auch Werbung machen zum Besuch unserer Ausstellung "Für Krone, Salz und Kelch. Wege von Prag nach Zittau", die vom 28.5. bis 31.10. in den Städtischen Museen Zittau die 3. Sächsische Landesausstellung in Görlitz begleitet.  {/xtypo_quote}

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