„Der Zinsgroschen“, Tizian und sein Meisterwerk,betrachtet von Rudolf Renner, Schwarzheide

Rudolf Renner 2008 beim Kunstverein Hoyerswerda mit einem Vortrag zu den Graphiken von Oskar Kokoschka

Im Hoyerswerdaer Kunstverein spricht Rudolf Renner, Senftenberg/Schwarzheide, am Donnerstag, dem 31. März 2011, um 19 Uhr im Schloss Hoyerswerda zum Werk des italienischen Malers Tiziano Vecellio, genannt Tizian (geb. zwischen 1485-90, gest. 1576).
Tizian prägte den italienischen Frühbarock – die Zeit Michelangelos, Raffaels, Tintorettos, Giorgiones und vieler anderer Künstler - entscheidend mit. Mit letzteren arbeitete er zusammen, führte dessen Kunst des Malens von Landschaft, Natur, Mensch weiter und vollendete nach dessen frühem Tod einige von dessen Werken, z.B. “Die schlummernde Venus“, die in Dresden zu sehen ist. In der Galerie Alte Meister befindet sich auch das erste eigenständige Werk Tizians „Der Zinsgroschen“.
Rudolf Renner stellt dieses Bild in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen zu Tizian und seinem Werk, von dem gesagt wird „es sähe mehr als Menschenaugen“. Dem Bild liegt die biblische Geschichte zugrunde, Jesus sollte mit der Frage, ob der Fremdmacht Rom Steuern zu zahlen seien oder nicht, in eine Falle gelockt werden. Er antwortete mit gemeinsamem Betrachten einer römischen Münze und der Entscheidung: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers und Gott, was Gottes ist.“
Tizian vermittelt von dieser Szene durch Farbgebung, Komposition, Haltung und Gestik nicht nur die Spannung dieser Geschichte, sondern weckt vielfache Assoziationen und Freude an seinen Farben. Es ist sein erstes eigenständiges Meisterwerk, denen zahlreiche folgten, die heute in den größten Galerien unserer Welt gehütet werden.
„Kaum ein anderer Künstler hat die europäische Malerei so bereichert und für ihre Entwicklung solche Bedeutung erlangt wie der Venezianer Tiziano Vecellio, genannt Tizian, schrieb der Leipziger Kunstwissenschaftler Angelo Walther in seiner Monographie. „In einer Maltechnik von ganz persönlicher Eigenart entwickelte er seine Bilder in zunehmendem Maße aus der Farbe, die er durch eine höchstmögliche, vom farbigen Fleck ausgehende Differenzierung, besonders mit Hilfe transparenter Lasuren, zu völlig neuartigen Wirkungen führte.“
Rudolf Renner vermittelte jahrzehntelang in der Galerie der BASF Schwarzheide Begegnungen mit Originalen alter und neuer bildender Kunst Europas. An diesem Abend wird uns der Kunstkenner seine Betrachtensweise vermitteln, Augen und Herzen zu eigenem Entdecken anregen.
Kunstfreunde werden bei diesem Kunstgespräch herzlich willkommen geheißen.
Martin Schmidt