25 Jahre deutsch-holländische Freundschaft
Seit dem Viertel-Jahrhundert der deutschen Einheit und den offenen Grenzen in Europa reist der Hoyerswerdaer Kunstverein einmal im Jahr gemeinsam mit seinen holländischen Freunden in Kulturstädte beider Länder. In diesem Oktober gestalten die Freunde aus Rotterdam die 26. Tour, um uns Orte in ihrer Heimat, den Niederlanden, zu zeigen. Jeden Tag wird eine andere Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten besucht. Deren Geschichte, Kultur, Besonderheiten werden von den Gastgebern am Abend vorher vorgestellt, die Blicke werden geschärft durch Hinweise zu Geschichte und Kunst, kurz: Neugier geweckt. Lekkerkerk, ein lauschiges Hotel, ist der Ausgangspunkt für Ausflüge nach Gouda und nach Sliedrecht, um zwei Spezifika Hollands zu begegnen: In Gouda – wie könnte es anders sein - die Herstellung des weltberühmten Goudaer Käse und in Sliedrecht im Baggermuseum die Jahrhunderte alte Meisterschaft der Holländer und deren Geschichte. Die Niederländer wissen vom Landgewinn aus dem Meer, dem Kampf gegen Sturmfluten, dem Bau von Häusern auf dem Meer zu erzählen und von zeitgenössischer Architektur neueste Meisterleistungen vorzustellen. Selbst Peter der Große, der russische Zar, besuchte sie vor 300 Jahren um Schiffsbaukunst zu erlernen und sein Land zu modernisieren. Gegenwärtig sind niederländische Fachleute in beinahe allen aufstrebenden Ländern tätig. Am nächsten Tag wird Breda in Nordbrabant, eine Stadt mit 179.937 Einwohnern, besucht. Dort schlossen im 16.Jh.die Geusen ihren Bund gegen die Spanier, dort wurde 1525 Pieter Bruegel geboren, der Maler berühmter Bilder vom Leben seines Volkes. Breda zeigt einen der zwei noch vorhandenen niederländischen Beginenhöfe, die dort zuerst im 12. Jh. entstanden. Es waren Gemeinschaften von Frauen in kleinen abgeschlossenen Wohnanlagen außerhalb von Klöstern, um ein geistiges und tätiges Leben miteinander zu gestalten. Von diesen soll es heute Neugründungen geben, also ein Thema auch unserer Zeit. Ein Tag gehört natürlich Rotterdam, die Stadt unserer Freunde, deren Schicksal im zweiten Weltkrieg durch ein furchtbares Bombardement deutscher Flieger uns immer zum Frieden mahnen wird. Heute ist Rotterdam eine Stadt, die nicht nur modernste Architektur aufzuweisen hat, sondern auch von Menschen aus mehr als 10 Völkern und aus weiteren Nationen bewohnt wird, darunter 6000 Deutsche. Ihr Bürgermeister ist Marokkaner mit zwei Staatsangehörigkeiten. Im Niederländischen Architektur Institut in Rotterdam konnte der Hoyerswerdaer Kunstverein sich vor Jahren mit Fotos vom neuen Hoyerswerda an einer internationalen Ausstellung beteiligen. In dieser Stadt gibt es immer wieder Neues zu bestaunen.
Die meiste Zeit gehört jedoch den Gesprächen miteinander, auch dem Singen. Wir werden vom Hoyerswerdaer Kulturleben berichten, bieten Vorträge zum Auslandeinsatz als Lehrer, von jungen Hoyerswerdaern, die in einigen Ländern der Welt ihr Können beweisen, unserem Freundeskreis treu blieben und von ihrer weltoffenen Heimat erzählen wie wir, zum Dichter Friedrich Hölderlin, zu den "Grenzgängern" und erzählen natürlich von neuer Literatur. Martin Schmidt