Der Hoyerswerdaer Kunstverein trauert um sein Mitglied Werner Münzberg (1931-2011).

Werner Münzberg (Bildmitte, sitzend) während der Ausstellungseröffnung der Künstlerfamilie Jungrichter 2005 im Schloss Hoyerswerda

Vor kurzem saß er noch unter uns, diskutierte neue Bücher, dachte über Hintergründe unvorhergesehener Ereignisse nach. Ausgebombt in Dresden, kam er nach Bernsdorf, dann nach Hoyerswerda. Doch dem Nachbarort blieb er verbunden, schuf sich einen Garten mit gemütlichem Sommerhaus. Dort trafen ihn seine Diskussionspartner, lauschten seiner Lieblingsmusik, freuten sich an Blumen und ließen sich von immer wieder neuen Plänen des Gartenliebhabers überraschen.Sein Leben war bewegt, ihn fesselte Neues in der Welt, in Kunst, Theater, in Gesellschaft und Wissenschaft, vor allem Geschichte forderte sein Nachdenken heraus. Werner Münzberg genoss die nach 1990 weit gewordene Welt des Geistes. Wenn wir uns trafen, trug er neue Erkenntnisse vor, zweifelte an allzu einfach gestrickten Mustern der Weltbetrachtung. Mein Gesprächspartnerliebte weder Weltuntergangstheorien, noch leichte Erfolgsrezepte, die selbst gemachte Wunder versprachen. Mehrere Jahre durfte ich unmittelbar neben Werner Münzberg im Stadtrat sitzen, mit ihm diskutieren, von ihm lernen, auch andere Meinungen vertreten. Wenn es um Menschen, um das Wohl der Stadt ging, waren wir einig. Die Natur hatte ihm manchen Weg schwer, gar unmöglich gemacht – vor allem in den letzten Jahren seines Lebens - sein Geist blieb jedoch umso aufmerksamer,eifrig an Begegnungen mit neuem Wissen interessiert. Werner Münzberg sprach oft aus, was er dachte, pflegte konträre Diskussionen, auch wenn es nicht immer leicht war, seine Meinungen nachzuvollziehen – doch wir kannten ihn seit Jahrzehnten. Werner Münzberg gehörte zu Hoyerswerda.
Ich erinnere mich an Zeiten, in denen manch Zeitgenosse ihn fürchtete. In der voll besetzten Aula im WK IX ergriff er einmal nach der Vorstellung des Stückes „Die Nacht nach der Abschlussfeier“ das Wort und kritisierte die Enge, die falsche Orientierung der Schulpolitik der DDR. Mancher zog den Kopf ein, wollte nichts gehört haben. Werner Münzberg stellte seine Meinung vor, argumentierte lautstark und offensiv. Ängstliche erlebten, ihm geschah nichts. Andere Zuschauer hatten die Diskussion aufgenommen – ein Dialog hätte beginnen können. Diese Haltung brachte er mit in das einige Deutschland, übernahm Verantwortung im Stadtrat für das Wohl und Wehe des Gemeinwesens in schwierigen Jahren. Nicht immer wurde ihm gedankt.
Der Kunstverein trauert, ein anregender, geistreicher, herausfordernder Gesprächspartner musste gehen, ein verlässlicher Freund wird uns fehlen. Am Freitag, dem 11.02.2011 nehmen wir Abschied von Werner Münzberg. Wir werden an ihn denken und sein Anliegen weitertragen: Kultur ist eine tragfähige Brücke zum Nächsten. 
Martin Schmidt

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