Besuch in Hoyerswerda
Sehr geehrter, lieber Herr Schmidt,vielen Dank für das Faltblatt und die Broschüre zu Brigitte Reimann und Hoyerswerda. Gradezu spannend fand ich die Ausschnitte aus Werken von Brigitte Reimann und die jeweils darunter beschriebenen Kommentare zum Aufbau der Stadt. Eine lebendige, anschaulich beschreibende und unbestechliche junge Frau tritt uns hier näher. In vielem kann ich die damals noch weit gehend in Ost und West gemeinsame Haltung zum Städtebau verstehen. Als ich 1964 mit dem Studium begann, war auch bei uns das Ziel von Licht Luft und Sonne im Städtebau, verwirklicht durch Gebäudezeilen oder Gruppen, noch im Schwange. Auch die Erwartungen, dass man durch die Wissenschaft bessere Lösungen erreicht, waren bei uns genauso verbreitet, wie sie Brigitte Reimann schildert. "Wir träumen immer noch von einem unbestechlich arbeitenden Forscherteam: Soziologen, Ökonomen, Künstler und Kybernetik an…" Dies war auch bei uns der Glaube an den Fortschritt im Städtebau. Es war ein Irrweg. An sich war alles viel einfacher: mehr darauf hören, was die Menschen mögen.
Schön sind auch die Bilder aus den Aufbaujahren und in der Altstadt auch die, mit dem noch sichtbaren Verfall der 1980er Jahre.
Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass wir uns unter Herrn Bürgermeister Arend und Herrn Hamacher der Stadt immer mit Achtung genähert haben. Eingriffe waren dennoch dringend nötig, zum einen im Sinne von Brigitte Reimann um sie menschlicher zu machen (Modernisierung) und etwa ab 1995, um sie auf die nunmehr marktwirtschaftliche Ordnung auszurichten. Die gleichmäßige Verteilung von Kaufhallen in den einzelnen Gebieten hatte keinen Bestand mehr. Was man machen konnte, war, deren Einzugsbereich zu vergrößern, in dem man sie unmittelbar an die Hauptstraßen anschloss. Zu den Anpassungen an die neuen Zeiten gehörte natürlich auch die Schaffung von Parkplätzen, Spiel und Sportplätzen und das neue Zentrum. In der Rückschau hat die Beliebtheit der Plattenbaustadt unter DDR-Bedingungen dazu geführt, dass viele maßgebliche politische Kräfte ihre Schwächen nicht wahrhaben wollten: viele Hoyerswerdaer Bürger wollten ein Einfamilienhaus und konnten es sich auch leisten. Leider in vielen Fällen nur außerhalb des Stadtgebietes. Dagegen und gegen den Verlust der Arbeitsplätze in der Braunkohle und Energie war jeder Stadtplaner machtlos. Immerhin haben wir sehr früh mit sehr grundsätzlichen Überlegungen zur Aufwertung der Stadt unter den Bedingungen und vermeintlicher Abrisse begonnen, und versucht, neue Qualitäten zu schaffen, Stichwort “Gachtenstadt” und Verbindung von Alt-und Neustadt. An Ihrer Unterstützung hat es uns dabei glücklicherweise nicht gemangelt!
Lieber Herr Schmidt, Sie sehen, ich komme in Erinnerungen. Dabei wollen wir in die Zukunft sehen. In diesem Sinne freuen wir uns ( meine Frau und mein Klassenkamerad mit Ehefrau) auf den Besuch im August bei Ihnen und Ihrer Frau und wir werden gemeinsam überlegen, was wir der größeren Gruppe im Jahre 2013 berichten und zeigen sollten.
Herzliche Grüße, Ihr Helmut Lambert.