Rumänien stand beim Kunstverein im Blickpunkt

Jürgen Israel. Den Zuhörern muss er im anschließenden Gespräch viele Fragen beantworten.Einen besonderen Preis hatte im Mai 2013 der Berliner Autor Jürgen Israel bekommen, denn er wurde "Dorfschreiber" von Cata/Katzenburg in Siebenbürgen/ Rumänien. Was er bis Mai 2014 mit den ca. 1250 Einwohnern erlebte, davon berichtete er am vergangenen Mittwoch am Kamin des Hoyerswerdaer Schlosses. Der Kunstverein hatte ihn eingeladen und die Landeszentrale für politische Bildung unterstützte die gut besuchte Veranstaltung, sagte der Vereinsvorsitzende Martin Schmidt.
Rumänen, Ungarn und Zigeuner, "sie wollen dort wirklich so genannt werden", leben in Cata friedlich zusammen unter Bedingungen, die es in Deutschland vor 100 Jahren gab, sagte Jürgen Israel. Der Friseur arbeitet unterm Vordach seines Hauses und im Winter in der Küche, dem einzigen beheizten Raum. Die Frauen backen Brot und drei Hirten hüten täglich die Pferde, Kühe und Schafe aller Dorfbewohner. Da die Höfe kein fließendes Wasser haben, werden die Tiere an der dorfnahen Quelle erst mal getränkt, ehe sie in die Berge ziehen, erzählte der Autor. Er hatte mit den Hirten vier Tage lang gearbeitet, ihre Geschichten gehört und ihre Heimat kennen gelernt. Die Geburt eines Kälbchens, die er beobachten konnte, war von den Hirten auf die Stunde genau vorausgesagt worden, so Israel. Das Reiten habe für ihn "die Fremdheit zwischen Mensch und Tier zumindest vorübergehend aufgehoben".
Zur Schule gehen in Cata vor allem Zigeunerkinder nur selten, obwohl es eine Schulpflicht gibt. "Manchen Eltern ist das einfach nicht wichtig",. sagte Jürgen Israel. Dagegen arbeitet nun der Pope mit Schweizer Geldgebern und bietet Nachhilfeunterricht an. Wenn ein Kind einen ganzen Vormittag lang zur Schule kommt, darf es an diesem Nachmittag die Nachhilfe und einige Arbeitsgemeinschaften besuchen. Dazu bekommt es an dem Tag ein Mittagessen. Das Modell funktioniere ganz gut, denn einige Kinder gingen jetzt aufs Gymnasium. Vorwiegend schaffen das aber Kinder der rumänischen Bildungselite, die oft deutsprachige Gymnasien in Städten wie Brasow/Kronstadt besuchen.
Problematisch sieht Israel das Leben jener Zigeuner, die ihre Dörfer auf der Suche nach Arbeit verlassen, denn sie geben den Rückhalt ihrer Zigeuner-Community auf. Von Rumänen und Ungarn werden sie nicht als gleichwertig anerkannt, erklärte der Autor. Wer in Deutschland oder anderen Ländern arbeitet, bekommt zwar viel mehr Geld, verliert aber den regelmäßigen Kontakt zu seiner Familie und das meist über Jahre. Ein anderes Problem des heutigen Rumänien sei die Korruption, denn EU-Geld zur Integration der Zigeuner fließt oft in andere Taschen.
Seine Geschichten sollen als Buch erscheinen, so Jürgen Israel, denn dass sei seine Aufgabe als "Dorfschreiber" gewesen.

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