Ein Blick in die Geschichte wird zu einem Blick in die Gegenwart.
„Wie die Hoyerswerdaer früher lebten“ stellte Uwe Jordan, Hoyerswerdaer Tageblatt/Sächsische Zeitung, am Donnerstag beim Gespräch am Kamin im Schloß vor. Die Chronik von Salomon Gottlob Frentzel, die 1744 in Bautzen und Leipzig erschien, diente ihm als Grundlage für seine Darstellung. Das Interesse an diesen Themen füllte den Raum bis auf den letzten Platz. Belohnt wurden die Zuhörer nicht nur mit einem inhaltreichen, geschickt ausgewähltem, locker gestalteten Rückblick auf unsere Stadt vor 270 Jahren, sondern auch mit dem Anblick zweier Originalausgaben der wohlbehüteten Bestände des Museums und einer antiquarisch erworbenen Ausgabe des Referenten zu sanftem Blättern. Wann hat man schon Zeugen zweier Jahrhunderte in der Hand?
Es blieb nicht bei äußerem Betrachten, Uwe Jordan stellte den Inhalt und den Lebenslauf des Verfassers anhand der wenigen Daten vor, die die Geschichte vom einstigen Pfarrer in Geierswalde bewahrte. Die heutige Johanneskirche, die viele der zahlreiche Stadtbrände überstand und erst in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieg zerstört wurde, beschäftigte den geistlichen Herrn aus Anhänglichkeit an seinen Beruf. Der Chronist sammelte eifrig manche Aufzählungen von Bränden, Einquartierungen von Soldaten, von Kriegszügen, die die Stadt bedrängten, obwohl sie selbst nie solche militärischen Auseinandersetzungen veranlasste. Uwe Jordan gab davon einige Beispiele, z.B. auch von den Steuern für Ochsen, Hühner, Eier, fürs Fischen usw., die im Jahr 1685 erhoben wurden und die Stadtkasse beachtlich füllten, auch nach heutigen Maßstäben. Dafür hatte der Referent errechnet, 1 Taler entspräche heute 65 Euro. Frentzel tat es der Wahrheit wegen, da – wie er sagte Geschichten oder Sagen verdrängten allzu leicht die Wahrheit. Dennoch nahm er die Sage vom Jäger Howoran in seine Chronik auf, um Namen der Stadt und Gründung derselben zu erklären. Man konnte hören, dass einst in der Kirche aus Spenden eine Bibliothek, wann die Orgel geschaffen wurde, welche Altäre sich dort befanden Interessant war, dass die Stadt bereits damals darunter litt, dass zu sumpfiger Boden das Gehen z.B. vom Schloss zum Rathaus und umgekehrt im Herbst und Frühjahr behinderte.
Die Liste der privaten Stiftungen, die bis in die zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts finanziell unbemittelten Schülern Hilfe zum Studium oder auch sozialen Zwecken leisteten. Die Bürger der damals erheblich kleineren Stadt halfen sich gegenseitig, eine löbliche Haltung, der gefolgt werden könnte. Uwe Jordan ergänzte die Texte der Chronik mit Feuilletons des Hoyerswerdaer Tageblattes, die von Maiki, einem jungen Bewohner der Neustadt, erzählten, nicht nur in die Gegenwart zurück, die mit heiterem Blick anregten über das Miteinander in dieser Stadt nachzudenken. Die Zuhörer dankten Uwe Jordan und interessierten sich für weitere Abende am Kamin mit dem Literatur- und Geschichtskenner.