Lars Jung zu Richard Wagner und Friedrich Nietzsche
Seit 2009 gestalten Lars Jung, Schauspieler am Staatsschauspiel Dresden, seine Partner Cornelia Schumann und Thomas Mahn, von der Musikhochschule Dresden und der Semperoper, Matineen im Hoyerswerdaer Kunstverein. Am Palmsonntag dieses Jahres präsentierten sie „Wir sind wie zwei Schiffe, deren jedes sein Ziel und seine Bahn hat…“. Der Komponist Richard Wagner und der Philosoph Friedrich Nietzsche schufen beide Musik, beide veränderten Kunstdenken und Philosophie, sie waren eng befreundet und trennten sich in Haß. Wagner genoss anfangs stolz die Anwesenheit seiner “ Wagner–Professoren“. Vergaß sie ebenso schnell, da er sich den Reichen, Eitlen, Mächtigen zuwenden musste, um von ihnen Geld für den Bau des Festspielhauses zu erhalten. Doch sie überreichten Orden und Ehrenzeichen. Das Geld fehlte weiter… Lars Jung wendete den Blick in die Gegenwart, las aus Zeitungen, die von der Kleidung der Promis berichten, nicht von Musik und Inszenierung. ‚Die Wiederkehr des ewig Gleichen‘, wird später Friedrich Nietzsche erkennen. Der Schriftsteller Marc Twain berichtet ironisch, enttäuscht von dem Rummel in Bayreuth, dort war ihm zu deutsch, zu wenig locker und „schön“ für sein amerikanisches Gemüt. Lars Jung hatte eine Auswahl der Texte getroffen, die ein lebendiges, sachliches Bild der beiden Protagonisten und ihrer Zeit boten. Da kamen Musik und Text zueinander, die beiden Künstler wurden mit ihren Haltungen, ihren Schwächen und Leidenschaften erkennbar, ohne dass der Vortragende die Aussagen weder apostrophierte noch schauspielerisch kommentierte. Zu urteilen hatten die Zuhörer. Musik und Texte hatten den Sonntag schön gemacht, Musiker und Schauspieler beeindruckten mit ihrer Meisterschaft, aber auch mit ihrem gegenseitigen Zuhören, dem aufeinander Eingehen, so dass ein eigenes Kunstwerk entstand. Die Matineen dieser drei Dresdener Künstler bieten unserer Stadt Höhepunkte der Künste, sie vermitteln in Texten und Musik Anliegen, Empfinden und Freude von Autoren und Komponisten. Sie geben ihnen einen Platz im Leben, nicht in Theorien. Nicht die Vortragenden sind wichtig, sondern jene Künstler und Denker, deren Werke sie weitergeben. Sie errichten Brücken über Jahrhunderte menschlichen Suchens und wecken damit Vergnügen, einander wieder zuzuhören. Was vor Jahren mit Hermann Hesse begann, zu Hölderlin, Nitzsche und Wagner führte, fand einen Platz in unserer Stadt, bewahrt in den Herzen eines treuen Publikums, das stets einen vergnüglichen Sonntag geschenkt bekommt und sich der Gemeinschaft freut.
Mit freundlicher Genehmigung von LR, Rundschau für Hoyerswerda.