Konrad Zuse gehört zu Hoyerswerda
Geschichte vollzieht sich an konkreten Orten und wird von Menschen getragen, die von solchem Geschehen zu berichten wissen. Der gemeinsame Abend des Hoyerswerdaer Kunstvereins und des Konrad-Zuse–Forums im Schloss Hoyerswerda vermittelte lebendig diese Erkenntnis. „Hier stand Konrad Zuse, als ich ihm 1995 die Ehrenbürgerschaft Hoyerswerdas, seiner Schulstadt, überreichen durfte“, sagte Horst-Dieter Brähmig, Oberbürgermeister a.D., sichtlich bewegt. Dazu zeigte Christine Neudeck Fotos auf der Leinwand von jenem Erlebnis ein Vierteljahr vor dem plötzlichen Tod des Erfinders, sondern auch von der Namengebung beim Konrad Zuse-Gymnasium im WKI. Schulleiter Dieter Wilke und die begeisterten Schüler waren zu sehen, die nicht nur von dem kunstsinnigen Techniker für ihr Programm gelobt wurden, sondern inzwischen auch erfolgreich ihren Berufsweg beschreiten. Die Französisch-Lehrerin Karina Hoffmann und ihre Schüler folgten 1994 einer Einladung der Familie Zuse nach Hünfeld. Sie wusste vom Atelier des malenden Forschers, von dessen Arbeiten an neuen Geräten, von selbst gebackenem Kuchen, vom Abendbrot im Garten, von einem Theaterbesuch zu berichten. Professor Horst Zuse berichtete von seinem Weg auf den Spuren des Vaters: Der 1945 geborene Sohn gestand: „Mit einem solchen Vater, das ist nicht immer einfach“. Vom schwierigen Aufbau der Zuse KG, der ersten Firma in Deutschland, die Computer kommerziell herstellte und vertrieb, und das in einer Zeit voller Trümmer, Hunger und dennoch rasender Entwicklung, die zum einen sehr viel Geld kostete und zum anderen ständig neue Lösungen hervorbrachte. Nach einigem Schweigen würden in jüngster Zeit bisher unbeachtete wissenschaftliche Leistungen seines Vaters neu erkannt. Konrad Zuse war mit seinem Denken dem Wissen seiner Zeit weiter voraus. Der Computer war nur ein erster Schritt, sagt der Sohn heute. Um dies Wissen weiterzugeben, muß er bis zu 80 Vorträge pro Jahr halten. Forscher in vielen Ländern entdeckten Lösungsansätze für neu auftretende Probleme im Nachlass des Erfinders.
Professor Hermann Fleßner, aus Hamburg der Einladung der Hoyerswerdaer Vereine gefolgt, unterstützte diese Aussagen, nicht ohne die Leistungen des DDR-Computer-Pioniers Professor Lehmann, TU Dresden, und seines engsten Mitarbeiters Dr. Bernhard Göhler, aus Dresden, zu würdigen. Wie in Familie erzählten, lauschten, lachten, staunten die Besucher , unter ihnen Bürgermeister Thomas Delling, über manchen Gedanken Konrad Zuses, die Helene Schmidt aus seinen Memoiren vortrug. Mancher ahnte, dass uns in Hoyerswerda ein Genie mit Weltwirkung begegnet war, bescheiden, humorvoll, freundlich, aber auch ein bewundernswerter Kavalier mit Liebe zu Hoyerswerda. Seinem Vorbild gilt es zu folgen und die authentischen Orte, die an ihn in der Stadt erinnern, wirksam zu bewahren.
Mit freundlicher Genehmigung von Lausitzer Rundschau, Rundschau für Hoyerswerda, veröffentlicht am 22.06.2012