Religion und Wissenschaft
Seinen Vortrag zum „Verhältnis von Wissenschaft und Religion“ leitete Professor Dr.med. Peter Stosiek, Görlitz, am Mittwoch im Hoyerswerdaer Kunstverein mit dem Geständnis ein: „Wenn ich hier bin, komme ich immer nach Hause“. Dies bezog sich zum einen auf seine zahlreichen Auftritte als die Jugendlichen Instrumentalisten begleitender Pianist beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ an gleichem Ort, zum anderen auf eine Vielzahl von Vorträgen zu aktuellen Fragen des Miteinanders in unserer Zeit, die der engagierte Mediziner seit Jahren im Kunstverein zur Diskussion stellt.
Um der Frage „Stehen Gott und Medizin manchmal doch auf Kriegsfuß mit einander?“ zu beantworten , sei es notwendig zu wissen, dass Wissenschaft aus Beobachtung und Experiment ihre Kenntnisse gewinne, während Religion davon ausgehe, dass jenseits jener Erkenntnisse immer etwas offen bleibe. Der Referent führte Äußerungen führenden Physiker an, dass es auch für sie immer Dinge gäbe, die unberechenbar, unaussprechbar blieben. Solche Grenzen habe es zu allen Zeiten gegeben, sie hätten sich nur immer wieder neuen Feldern der Wissenschaft zugewandt. Jede neue Entdeckung brachte immer neue Herausforderungen, offene Fragen und damit jeder Generation neue Aufgaben.
Der eloquente Referent fesselte seine Zuhörer mit Äußerungen von Wissenschaftlern unserer Zeit und verschiedener Gebiete, er brachte Beispiele aus dem Zusammenleben von Mensch und Tier, von Mensch und Mensch, die die erkennen ließen, dass nicht alle Entscheidungen rational erklärbar seien. Hinzu komme, dass es Erfinder gab, die erst ihre Entdeckung formulierten, um sie dann erst beweisen zu können, z.B. C.F. Gauß´, A. Einstein. Der Musikliebhaber führte Mozart an, der wie andere nicht erklären konnte, wie er die Ideen für seine Musik gewonnen habe, sondern äußerte „ich habe die Musik vor mir gesehen und sie abgeschrieben.“ Dies mindere aber nicht die Tatsache, dass es immer gelte sich zu entscheiden. Vor allem Mediziner stünden gelegentlich vor Situationen, die nicht ganz überschaubar seien, z.B. wenn es gelte das Leben von Mutter oder Kind zu erhalten, oder bei Schwangerschaftsunterbrechung . Dabei stelle sich die ungeklärte Frage, wann menschliches Leben beginne, wann von einem Menschen gesprochen werden müsse. Mit Hinweis, dass am Anfang aller großen Weltreligionen ein Mensch – Moses, Jesus, Mohammed – gestanden habe, der einem „Auftrag“ wie die Propheten folgte, stellte er auch die Religionen auf die Erde, wohin auch das Tötungsverbot gehöre, das leider immer wieder gebrochen würde. Den Beispielen folgten die Zuhörer nicht nur aufmerksam, sonder traten dann auch in einen ebenso langen, intensiven Gedankenaustausch mit dem Referenten ein. Dabei stellte sich heraus, dass Vertrauen die Grundlage einer Gemeinschaft sei, dass aber die Grenzen des Wissens niemand überschreiten kann. Wichtig sei das Gespräch, der Austausch von Wissen wie auch von Fragen und das ständige Suchen nach Antworten. In dem Sinne trennte man sich, nicht ohne ein Thema für eine nächste Diskussion erwogen zu haben.
Mit freundlicher Genehmigung von Lausitzer Rundschau