Jessica Jenkins, Doktorandin vom Royal College of Art in London, besucht Hoyersweda auf Einladung des Kunstvereins.
Lieber Herr Schmidt, liebe Frau Schmidt,
Ich bin nun gut nach Hause angekommen und wollte mich noch mal herzlich bedanken für den warmen Empfang. Ich habe es alles nicht erwartet so wie es war, und fühlte mich wirklich wie von der Königen geschickt. Der Artikeln war gut zusammengefasst. Jetzt muss ich aber dazu sehen, dass ich Hoyerswerda auch zum Thema machen bei unserem Symposium.
Gestern habe ich Kontakt zu der Witwe von Heinz Sieger aufgenommen, die sehr Hilfsreich war. Ich versuch die Geschichte vom KPG Neue Form nachzufolgen, besonders bei der Herstellung der dekorativen Elementen in der erste Siedlung am Bahnhofsplatz.
Bei meiner Recherchen führen viele Spuren zu nichts, andere sind sehr ergebig. Bei Ihnen war es so, und ich danke Ihnen dafür herzlich, und wünsche auch alles Gute für die weitere kulturelle Arbeit in Hoyerswerda. Ich glaube wir werden noch Gelgenheiten haben, weiter auszutauschen. Liebe Grüsse, Jessica Jenkins
LR - Königliche Forschungsreise nach Hoyerswerda, Radtour durch Ostdeutschland: Britin Jessica Jenkins studiert DDR-Architektur / Kontakt entstand durch Kunstverein Hoyerswerda.
Jan Augustin
In Berlin, Leipzig und Rostock war sie schon. Seit dem gestrigen Freitag forscht die Britin Jessica Jenkins nun auch die Architektur in Hoyerswerda. Die 46-jährige Doktorandin vom Royal College of Art in London macht seit einem Jahr eine Studienreise durch ganz Ostdeutschland. Dabei fährt sie mit der Eisenbahn von Stadt zu Stadt, steigt dann auf ihr silbernes Damenrad und erkundet so die Architektur der 60er- und 70er-Jahre. Jenkins glaubt nicht, dass die Architektur aus dieser Zeit nur propagandistische Motive hatte. Ob der damalige Stil vielleicht die Funktion eines Heimatgefühls erfüllen sollte - diese Frage beschäftigt sie gerade in ihrer Arbeit. Für das Royal College of Art in London organisiert Jenkins auch ein Symposium zum Design im Sozialismus. Hoyerswerda werde dort auch eine Rolle spielen. Der Kontakt in die Zuse-Stadt kam durch den Internetauftritt des Kunstvereins zustande. Der Vorsitzende Martin Schmidt war ein guter Gastgeber, führte Jenkins durch die Stadt und erzählte dabei Anekdoten aus DDR-Zeiten. Schmidt wählte das Wohnhaus der Schriftstellerin Brigitte Reimann in der Liselotte-Hermann- Straße 20 als ersten Halt aus. Dort traf Jenkins am Freitag mit leichter Verspätung ein – mit ihrem silbernen Rad. Ihr erster Eindruck? „Ich habe gedacht, es ist sehr still hier“, sagt Jenkins. Sie kenne die Städte nur von Fotos. Dort aber seien immer viele Menschen zu sehen.
Mit freundlicher Genehmigung von Lausitzer Rundschau/Rundschau für Hoyerswerda
SZ - Britische Doktorandin erforscht die DDR-Baugeschichte: Jessica Jenkins besuchte jetzt Hoyerswerda. Sied sagt, dass ostdeutsche Bauhistorie zur europäischen Designgeschichte gehört.
Katrin Demczenko
Mit dem Zug und ihrem silbernen Damen-Fahrrad ist sie in Ostdeutschland unterwegs, die britische Doktorandin Jessica Jenkins aus dem Royal College of Art London. In den Neubauvierteln von Halle und Leipzig, dem Staatsarchiv Merseburg und nun in Hoyerswerda erforscht sie die Kunst am Bau im DDR-Sozialismus der 1960er und 1970er Jahre. Welche Funktionen übernahm sie damals? Sollte einfach Monotonie vermieden werden oder Heimatgefühl entstehen? Aufgrund welcher Konzepte entstand die Kunst am Bau und welche Rolle spielte dabei die sozialistische Propaganda? Ihre Erkenntnisse will sie hinterher vielleicht als Buch herausgeben.
Übers Internet sei Jessica Jenkins auf Hoyerswerda und die Sammlungen des hiesigen Kunstvereins zur Stadtgeschichte aufmerksam geworden. Dessen Vorsitzender Martin Schmidt empfing sie an der Liselotte-Hermann-Straße 20, dem ehemaligen Wohnhaus von Brigitte Reimann, und machte sie mit Leben und Werk der Autorin bekannt. Besonders wies er darauf hin, dass Brigitte Reimann sich für eine lebenswerte Stadt Hoyerswerda eingesetzt hatte und auf ihr Betreiben das Jugendclubhaus und das Centrum-Warenhaus gebaut wurden. Die Mitarbeiter der Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte und Martin Schmidt beantworteten später die Fragen der Gebrauchsgrafikerin zur baulichen Entwicklung von Hoyerswerda. Sie erfuhr, dass Ferdinand Rupp der erste Chefarchitekt nach dem Krieg in Hoyerswerda war. Er setzte sich, aus der Bauhaustradition kommend, für Kunst am Bau ein. Die Ergebnisse seiner Arbeit an den Häusern in der Schulstraße und im Bahnhofsquartier fand Jessica Jenkins bemerkenswert. Die Pläne für die Wohnkomplexe, die sein Nachfolger Architekt Richard Paulick in Hoyerswerda-Neustadt umsetzte, waren für sie ebenfalls interessant. Das von ihm geplante Stadtzentrum, dass vor allem der Kommunikation der Einwohner dienen sollte, wurde ja leider nicht gebaut.
Jessica Jenkins ist der Meinung, dass die Baugeschichte in Ostdeutschland zur europäischen Design-Geschichte gehört und aufgearbeitet werden müsse. „Das Interesse daran wächst jedenfalls.“ Deshalb bereitet das Royal College of Art in London derzeit ein Symposium zu dem Thema vor.
„Hoyerswerda hat noch viel zu bieten, was die Welt voranbringen kann.“ Davon ist Martin Schmidt überzeugt und unter dieser Prämisse führt der Kunstverein seine Arbeit mit jungen Leuten aus aller Welt fort.
Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswerdaer Tageblatt