Lausitzer Rundschau vom 15.04.2011-ein Abend mit Irmgard Weinhofen

Es schien, sie wäre da - Begegnung mit Brigitte Reimann

Irmgard Weinhofen, rechts, nach ihrem Vortrag im schloss Hoyerswerda

„Wenn ich nach Hoyerswerda komme, freue ich mich“, begann Irmgar Weinhofen am Mittwoch im Hoyerswerdaer Kunstverein ihr Erinnern an ihre Freundin Brigitte Reiman, “ Brigitte ist mir gerade durch Hoyerswerda sehr nah geblieben. Das zieht mich immer wieder hierher. Mir schien oft, sie wäre noch da.“ Der umfangreichste und inhaltreichste Teil des Briefwechsels beider Frauen wurde in dieser Stadt geschrieben, berichtete von Freuden, Kümmernissen, von Liebe und Leid, lasse das Entstehen der Romans „Franziska Linkerhand“ nachvollziehen.
Doch keine Betrachtung der Bücher Brigitte Reimanns, schon gar nicht deren bereits eine umfangreiche Bibliothek füllenden literaturwissenschaftlichen Untersuchungen folgte. „Irmchen“, wie sie von ihren Freunden auch in Hoyerswerda genannt wird, erzählte konzentriert und doch locker bisher unbekannte Episoden und Details einer intensiven Freundschaft, die zwei schüchterne, junge Mädchen nach schwerer Krankheit fürs Leben schlossen.
Sie beschrieb die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, in denen Hunger und Not herrschten, deren Folge schwere Krankheiten Vergiftungen, Kinderlähmung lebensbedrohlich waren. Ein dreiviertel Jahr dauernde, aber überwundene Kinderlähmung habe die damals erst 14-jährige Brigitte schwer belastet. Das lebensfrohe, wild sich auf Bäumen und Wiesen tummelnde Mädchen, die den Jungen nicht nachstand, musste Schmerzen überwinden, das Gehen, das Treppen steigen mühsam erlernen. Einschränkungen ihrer Bewegung begleiteten sie ihr Leben lang. Sie gab nicht auf, begann wieder zu tanzen, konnte wieder schallend und ansteckend lachen, Traurigkeit überspielen, träumte von ihrem Buch.
Leidenschaftlich folgte sie ihrem Wunsch zu schreiben. Trotz der Liebe ihrer Schülerinnen zu ihrer jungen, wenige Jahre älteren Grundschul-Lehrerin gab diese den Beruf auf, schrieb Beiträge für Zeitungen, arbeitet an der Erzählung „Die Frau am Pranger“. Es wurde ihr erster Erfolg. Er brachte ihr Geld, das sie - wie später immer wieder – voller Freude für Andere ausgab. Sie war ein Teenager, erinnerte sich lächelnd die Freundin, lebenslustig, zu Streichen aufgelegt, es gab kleine Liebesgeschichten, Sehnsucht nach der weiten Welt, die sie nicht kennen lernte, eine diszipliniert arbeitende Schreiberin. „Sie führte das, was sie sich in den Kopf setzte, auch aus“, auch wenn das Ergebnis sie manchmal enttäuschte.
Es entstand ein lebensnahes Bild, dass Zeitzeugen meinen mochten, Brigitte Reimann wäre anwesend, wie sie ihre Freunde kannten und bewunderten.


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